Kirchgemeindenachrichten Juni 1995


Restaurierung des Flügelaltars in der Schlosskapelle

Am 14. April dieses Jahres begann Herr Krebs mit den Restaurierungsarbeiten am Flügelaltar in der Schloßkapelle.
Durch den ungünstigen Standort (zu hohe Luftfeuchtigkeit) war dieser sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Es fand ein Bindemittelabbau statt, wodurch sich an den Skulpturen die Färb- und Grundierschichten lösten. Deshalb wurde die Grundierung neu mit Bindemittel angereichert (Störleim). So konnten die Skulpturen ihre alte Schönheit wiedererlangen. Der Schreinkasten drohte durch starken Anobienbefall (Holzkäfer) regelrecht zu zerfallen. Die Figuren waren ebenfalls davon angegriffen und das Ziergitter war fast völlig zerstört. Nur noch die Silberfassung und die Grundierung hielten es zusammen.
Alle Teile wurden mit einer Holzfüllmasse neu verfestigt. Da die Altarflügel nicht mehr klappbar waren, erhielten sie neue Scharniere. Deren Herstellung unterstützte Herr Latzke aus Zockau. Die Tischlerei Henker lieferte dankenswerterweise das entsprechende Holz für verschiedene Arbeiten. Um den Verlust von Farbschichten zu verhindern, hatte das Amt für Denkmalpflege vor längerer Zeit eine Notsicherung, unter anderem aus sogenanntem Japanpapier, an verschiedenen Stellen des Altars angebracht. Diese konnte nach Beendigung der Festigungsmaßnahmen entfernt werden. Bei den Arbeiten entdeckte Herr Krebs ein verborgenes Weihekreuz mit der Jahreszahl 1471, das nur bei einem bestimmten Lichteinfall sichtbar ist. Der Altar erhielt auch eine Ergänzung: Ein aus der Hand des Christuskindes abhanden gekommener Reichsapfel mit Kreuz wurde neu gefertigt und angebracht. Damit zeigt sich zur 100-Jahrfeier der Gaußiger Kapelle der Altarschrein, das älteste vollständig erhaltene Glaubenszeugnis unserer Kirchgemeinde, im neuen Glanz.

und im Juli 1995 heißt es:
Die Restaurierung dieses Altares ist abgeschlossen. Für die nächsten 20 Jahre wird wohl kein weiterer Eingriff nötig sein. Die Hauptgefahr für ihn besteht aber in der zu hohen Luftfeuchtigkeit in der Schloßkapelle. Ohne konsequentes Lüften, so ist die Meinung des Restaurators, wird es nach zwei bis drei Jahren wieder Probleme mit Abplatzen der Farbe geben. Darum wäre ein Aufstellen in der klimatisch günstigeren Gaußiger Kirche sinnvoll. Doch wären dafür erst die sicherheitstechnischen Anlagen zu schaffen, die in der Kapelle schon da sind. Darüber hinaus hat er in der Schloßkapelle einen schönen und passenden Ort.
Zum Eigentum sei noch einmal bemerkt, daß sich im Archiv des Bezirkskirchenamtes ein Dokument befindet, daß darüber Auskunft gibt, daß der Altar unveräußerliches Eigentum des Kirchlehns Gaußig ist und vom Kirchenpatron im Schloß aufbewahrt wird.
Das Geld für die Rastauration wurde nicht aufgewendet, um an einen Besitz heranzukommen, sondern gehört zu den Pflichten des Eigentümers, der die Zeugnisse der heimatlichen Glaubensgeschichte zu bewahren hat.

Pfr. Gerd Frey