Kirchgemeindenachrichten 1982/83


KLEINE CHRONIK DER ARBEITEN AN UNSEREM KIRCHTURM

82 JULI:
Einen Kirchturmbau diesen Ausmaßes wird hoffentlich niemand mehr von uns erleben und durchführen müssen. Zuviel Anstrengungen sind notwendig, um dieses große Werk zum Ziel zu bringen, als daß man es sich leisten könnte, leichtfertig diesen Bau schnell abzuschließen. Da aber alles, was zur Kirche, der Erhaltung ihres Baues notwendig ist, nicht nur Angelegenheit einiger weniger ist, sondern aller, die Geld geben und für ein Gelingen beten, so soll regelmäßig in unserem Kirchenblatt über den Werdegang der Arbeiten berichtet werden.

Bereits 1975 wurde dem Turmdachdeckermeister Winter, Schirgiswalde, der Auftrag erteilt, unseren Kirchturm zu decken. Pfarrer Bauer unternahm dazu die ersten erforderlichen Schritte. Doch wurde die Aufstellung des Gerüstes nicht vor 1979 in Aussicht gestellt. Gerüstbau

 

Währenddessen mußte am Turm Schwammbefall festgestellt werden. Darüber existiert im Pfarramt ein Protokoll vom 25. April 1978. Wir lesen darin: "Im Jahre 1975 erfolgte ein Turmanstrich. Dabei wurde an der Wetterseite gegen Nordwesten undichte Dachhaut des Turmhelms (sog. Weißblech) abgedichtet durch das Unterschieben von Zinkblech. Dadurch konnte die Mauerkrone und das Holzwerk wieder austrocknen. Durch das nasse Jahr 1977 konnte sich zuvor nicht festgestellter, echter Hausschwamm dennoch entwickeln ... es zeigen sich beginnende Fruchtkörper. Obwohl die Mauerkrone relativ trocken ist, nimmt der echte Hausschwamm Feuchtigkeit aus der Luft, um sich weiter zu entwickeln."
Doch wurde die Holzkonstruktion des Turmes als noch nicht gefährdet eingeschätzt. Die endgültige Sanierung sollte mit der Dachdeckung erfolgen. Maßnahmen, den Schwammbefall einzugrenzen, wurden beschlossen.
In der Zwischenzeit war die Pfarrstelle Gaußig nicht besetzt. So wurden die Bemühungen um Sanierung des Turmes 1980 wieder aufgenommen. Als Termin der Arbeiten wurde das Frühjahr 1982 ausgemacht. Trotz einiger Schwierigkeiten konnte Oktober 1981 ein Dresdner Architekt beauftragt werden, die Projektierung des Gerüstes vorzunehmen.
Nach Abschluß der Arbeiten am Kirchturm von Schönbach am Eigen wurde das Gerüst von Gaußiger Helfern abgeholt. Am 14. bis 15. Mai 1982 konnte dann endlich unser Turm eingerüstet werden. Die verpflichtete Zimmermannsbrigade ging auch ihre Arbeit mit Tatkraft an. Doch war nach Beseitigung der Turmverschalung der Schwammbefall größer als gedacht, so daß die Arbeiten erst nach gründlicher Untersuchung des Schadens fortgesetzt werden können.

... und noch ein Schaden:

EINSTIEG IN DIE KIRCHE

Es ist für einen Pfarrer ein bedrückendes Erlebnis, seine Kirche nicht in dem Zustand vorzufinden, wie er sie verlassen hat. Daß ein Turmgerüst als Möglichkeit genutzt wird, um in die Kirche einzusteigen, ist ärgerlich. Doch wir können noch dankbar sein, daß keinerlei grobe Kirchenschändung erfolgte und nichts zerstört wurde. Lediglich 4 Pfeifen aus der Vorderfront unserer Kleinorgel wurden beschädigt, doch konnte der Schaden wieder behoben werden. Hoffen wir, daß diese Tat bereut wird. Und man in unsrer Gemeinde die Würde des Gotteshauses erneut bedenkt.


Hervorgehoben werden muß an dieser Stelle die Zusammenarbeit mit dem VEG Gaußig. Als Betrieb und auch als Grundstücksnachbar des Pfarrlehns Gaußig stand es dem kirchlichen Baugeschehen nicht gleichgültig gegenüber. VEG-Direktor Jasmer stellte die Küche und den Speisesaal des Volksgutes zur Verfügung. Für dieses großzügige Entgegenkommen sei ihm und der Leitung des VEG herzlich gedankt.
82 SEPTEMBER
Einige Wochen hat sich nun nichts mehr getan. Die verpflichtete Zimmermannsbrigade sah sich außerstande, die durch den Hausschwamm zerstörten Trägerbalken auszuwechseln. Es gelang aber relativ kurzfristig, Herrn Zimmermeister Helmut Ebert aus Bad Schandau für diese Arbeiten zu verpflichten. Am Sonnabend, dem 24. Juli 1982, begann er mit seiner Arbeit. 4 Eisenträger wurden auf den Turm hinauf gezogen. Sie sollen die Dachkonstruktion abstützen, wenn die Trägerbalken ausgewechselt werden. Wir können dankbar sein, daß es immer noch Leute gibt, die solche schwierigen und verantwortungsvollen Arbeiten ausführen können.

82 DEZEMBER
Da die Zimmerleute, die sich verpflichtet hatten, die Arbeiten am Kirchturm zu übernehmen, endgültig ausgefallen sind, entstand eine unfreiwillige Pause. Mit viel Mühe gelang es, kurzfristig neue Zimmerleute für diese Arbeit zu finden. Herr Horst Heber, sein Sohn und Jürgen Groer aus Gaußig übernahmen die Verschalung der Kirchturmspitze. Herr Löschau, Gaußig, fertigte die große Zierleiste und die Rundbögen am Kirchturm. Nach manchem vergeblichen Suchen erklärte sich der Zimmermeister Haase aus Prietitz, Kreis Kamenz, bereit, zusammen mit seinem Schwiegersohn die restlichen Arbeiten am Kirchturm zu übernehmen. Er hat bereits an über einem Dutzend Kirchtürmen in der Lausitz mitgearbeitet. Er gilt für diese Arbeit in kirchlichen Kreisen als Fachmann. Seine nächste Arbeit ist dann am Kirchturm zu Burkau. Als Gaußiger Kirchgemeinde können wir froh sein, daß immer wieder Menschen die Wichtigkeit des Kirchturmbaus einsehen und helfen kommen. Die Dachdeckerfirma Heinz Gabriel, Bautzen, wird die Holzkonstruktion noch im Oktober mit Dachpappe verkleiden und somit winterfest machen. Hoffen wir, daß es der Firma Winter aus Schirgiswalde möglich ist, noch in diesem Jahr mit den Dachklempnerarbeiten zu beginnen.

 

Ein Dank sei an dieser Stelle Herrn Tischlermeister Ing. Heinz Henker ausgesprochen. In seiner Werkstatt konnten notwendige Zuschneidearbeiten durchgeführt werden. Auch werden von seiner Firma neue Schall-Luken hergestellt. 83 MÄRZ
Für einen Kirchturmbau war der Sommer 1982 ein Gottesgeschenk. Besser als durch Trockenheit, Wärme und Licht kann der Schwamm nicht bekämpft werden. Wenn auch viele stöhnten, für den Kirchturm war es das rechte Wetter. Fast ohne Einregnen gelang es, noch zum Jahresende die Außenhülle des Kirchturmes unter das Kupferblech zu bringen. 8 Tage vor dem Weihnachtsfest wurde dann die vergoldete Turmspitze aufgesetzt. Stangen, Stern und Wetterfahne wurden völlig neu gearbeitet. Die Kugel ist ausgebessert und vergoldet, aber die alten "Schußwunden" waren noch zu erkennen. Der gesamte Turmhelm ist außen mit Kupfer überzogen. Doch machte sich eine Abrüstung erforderlich, um die Klempnerarbeiten in der "Laterne" des Turmes zu ermöglichen, da die Gerüststangen im Inneren hinderlich waren. Wenn das Wetter günstig bleibt, ist mit einem Abschluß der Klempnerarbeiten in den nächsten Wochen zu rechnen. Das notwendige Abrüsten wurde unter Leitung von Herrn Ullrich aus Zockau von Gemeindegliedern durchgeführt.

Eigentlich ist es üblich, daß sofort nach Befestigung der Dokumentenkapsel im Turmknauf, und nachdem die Schutzhüllen von den vergoldeten Teilen genommen sind, soweit abgerüstet wird, daß man den Turmknauf nicht mehr erreichen kann. Dies wurde an unserem Turm versäumt. Um Schäden zu verhindern, wurden die zwei obersten Gerüstleitern abgenommen. Trotz der hohen Sicherheit dieser Gerüstbauart ist es aber doch geschehen, daß ein Laufbrett der obersten Etage sich durch den Sturm löste und in das neugedeckte Dach der Familie Kirschstein ein Loch schlug. Doch konnte der Schaden schnell behoben werden. Hoffen wir, daß auch in Zukunft kein Unglück geschieht, bei dem Menschen verletzt werden.


83 AUGUST
Männer unserer Gemeinde rüsteten Ende Mai eine weitere Etage des Turmgerüstes ab. Damit ist Möglichkeit geschaffen für den Kupferklempner, mit den Abschlußarbeiten zu beginnen.

Mit dem Malermeister Kastner aus Bautzen wurde vereinbart, daß er den Anstrich des Turmes sowie der gesamten Westfront übernimmt. Dabei wird Malermeister Pilz aus Schirgiswalde mit seinem Rat helfen, der z. Z. im Gaußiger Schloß arbeitet, und über entsprechende denkmalpflegerische Erfahrungen verfügt. Die bisherigen Kosten des Turmes einschließlich der neuen Uhr belaufen sich auf 70000 Mark. Aber immer noch fallen beträchtliche Kosten an. Die Kirchgemeinde wird daher gebeten, wiederum durch Spenden zu deren Deckung beizutragen.

Wenn keine weiteren Hindernisse auftreten, könnten die Turmarbeiten im Laufe des August abgeschlossen werden. Das Gerüst soll nach seinem Abbau in Gaußig bleiben, um dann im nächsten Jahr bei der Außenerneuerung des Kirchenschiffes Verwendung zu finden.

83 OKTOBER
Nachdem unser Kirchturm mit dem Gerüst überwinterte und monatelang nichts geschah, waren die Bemühungen um das Fertigstellen so weit vorangekommen, daß im Juni erneut die Arbeiten begannen. Die Firma Alfred Winter aus Schirgiswalde vollendete die Eindeckung der Durchsicht mit Kupferblech. Des weiteren wurde die Blitzschutzanlage vollendet. Durch sorgfältiges Anbringen eines Lattengerüstes oberhalb der Durchsicht wurde den Vögeln die Gelegenheit genommen, in der Zwiebel des Turmes eine Brutkolonie zu unterhalten. Diese Arbeiten führte Jürgen Groer, Golenz, aus.

 

Ende Juli trafen dann termingemäß die Maler ein. Malermeister Ullrich Kaßner, für den ein Außenanstrich einer Kirche mit Silikatfarbe beruflich Neuland war, hatte sich vorher mit den Malern Pilz aus Obergurig bzw. Schirgiswalde beraten. Besonders die Türgestaltung und der zum Grundanstrich passende Farbton für die Sandsteine mußten länger bedacht und probiert werden. Fleißig und schnell begannen dann die Arbeiten des Meisters mit seinen Gehilfen und Lehrlingen. Doch durch die große Hitze mußten die Arbeiten unterbrochen werden. Erst nach einem gewissen Temperaturrückgang - unter 30 °C - wurden die Arbeiten fertiggestellt. 24 Stunden braucht die Silikatfarbe zum Abbinden. Zu dieser Zeit darfs nicht regnen. Ganze Fassaden können dadurch abgespült werden. Die Malerarbeiten fielen in eine kurze Regenperiode. Daher mußte zweimal zusätzlich der Turmanstrich erneuert werden. Am 9. August waren dann die Malerarbeiten abgeschlossen, und am 10. August waren etwa 35 Leute bestellt, um abzurüsten. Die Maler hatten gerade ihre Arbeit beendet, da setzte erneut starker Regen ein. Malermeister Kaßner setzte sich an die Orgelbank und spielte den Choral "Gott des Himmels und der Erde". Aber trotz des heftigen Regens über Gaußig war der Schaden am Turmanstrich so gering, daß das Abrüsten des Turmes nicht verschoben werden mußte. Am 10. August 21.15 Uhr verkündete das Geläut aller 3 Glocken, daß das Gerüst am Gaußiger Kirchturm gefallen war. - Überraschenderweise wurde aber durch kirchliche Dienststellen mitgeteilt, daß mit der Außenerneuerung des Kirchenschiffes noch in diesem Jahr begonnen werden könnte. 2 Zimmerleute aus Goldbach und viele Männer und Jugendliche unserer Gemeinde rüsteten dann in Feierabendarbeit eine Längs- und die Giebelseite der Kirche ein. Vielen Dank all den Gemeindegliedern, die auch in dieser Bauphase mit ihren Spenden geholfen haben.


83 NOVENBER
Mitte September begann der Malermeister Ullrich Kaßner, die Längs- und Giebelseite unserer Kirche neu zu streichen. Bevor aber der Anstrich angebracht werden konnte, mußten einige Maurerarbeiten erledigt werden. Durch die Lücken im Sandsteinsims hatte das Regenwasser am vorherigen Anstrich der Kirche großen Schaden getan, nachdem der Mörtel aus ihnen herausgefallen war. Diese wichtigen Arbeiten übernahm Christian Weber aus Brösang. Am 3. Oktober waren die Malerarbeiten abgeschlossen. In der Zwischenzeit rührte sich auch der Kupferklempner wieder. In der letzten Septemberwoche begann er mit den Arbeiten am Turmgiebel der Kirche. Dieser wir vollständig mit Kupfer bedeckt, ebenfalls fertiggestellt wurden die Schalluken des Kirchturmes von der Firma Heinz Henker, Gaußig.

 

Die Arbeiten dazu führte Rolf Mucke aus Naundorf aus. Um die Kupferdachrinne am rechten Treppenaufgang der Kirche anzubringen, mußte die gesamte rechte Seite des Kirchenschiffs neben dem Turm wiederum eingerüstet werden. Diese Arbeiten wurden am 5. Oktober durchgeführt, gleichzeitig fiel das Gerüst am großen Giebel der Kirche. Durch Planschwierigkeiten bedingt, teilten die verantwortlichen Zimmerleute mir mit, daß es nur noch am Freitag, dem 7. Oktober, möglich wäre, Gerüstarbeiten vorzunehmen. So mußten dann ganz kurzfristig für diesen arbeitsfreien Tag wiederum 20 Männer bestellt werden. In 2 1/2 Stunden war die Längsseite der Kirche abgerüstet, und es konnte mit den Gerüstarbeiten an der Nordseite der Kirche begonnen werden. Einen herzlichen Dank an alle Helfer, die bereit waren, schnell und unter Zurückstellung eigener Aufgaben zu helfen.

Pfr. Gerd Frey