Gemeindenachrichten Februar 1996

Zur Einführung von "Straßennamen" in Gaußig und Kleingaußig unter Einbeziehung historischer Flurnamen

Wo beginnen und enden die neubenannten Straßen?
Beginnen wir "An der Kirche" und wenden uns in Richtung Naundorf. An der Grundstücksgrenze des Geschäftes "Obst und Gemüse" von Herrn Schneider beginnen zwei Straßen, die eine geradeaus in Richtung Naundorf, "Naundorfer Straße", die andere nach Medewitz, "Medewitzer Straße". Gehen wir die "Medewitzer Straße" entlang, kommen wir an einen kleinen Platz. Links finden wir den "Wiesenweg", und rechts führt der kleine Weg zur Rieglitz, "An der Rieglitz". In Fortsetzung der "Medewitzer Straße" kommen wir auf den Töpferdamm und verlassen unseren Ort in Richtung Medewitz.
Zurück zu Schneiders Ecke, an welcher die "Naundorfer Straße" ihren Anfang findet. Fast am Ende biegt ein schmaler Weg nach rechts. Es ist der "Cosserner Weg", welcher leider in den Feldern und Fluren endet. Wir bleiben aber auf der "Naundorfer Straße" und kommen kurz vor dem Eichbusch (jetzt stehen Kiefern dort) an der Neuen Försterei und dem alten Bienenhaus (von Herrn Trodler, Bautzen) vorbei, über den kleinen Berg, den Liskenhübel.
"An der Kirche" in Richtung Park sehen wir links das Schloß und vor uns das alte Rittergut, welches wir aber "Im Gut" benennen.
  Den "Pfarrweg", zwischen Gut und Pfarrhaus, ein kleines Stück gelaufen, beginnt links in Richtung Kirchenteich der "Moritzweg". Vorbei am Teich kommen wir an die alte Mauer des Küchengartens, welcher in alten Zeiten zum Schloß gehörte. Kurz hinter dieser Mauer beginnt der Weg "Alte Brauerei". Ein kleines Stückchen weiter, der schmale Weg, er zieht sich am Park entlang zur Diehmener Straße (Diehmensche Parkecke). Kurz danach folgt noch ein Weg, der Breite Weg, er geht in das Oberdorf von Diehmen und weiter durch den Wald, unweit von der Armensäule nach Neukirch. Gehen wir aber den "Moritzweg" weiter, kommen wir vorbei an der Schliefenanlage der Heger und Förster bis zum Gickelsberg. Auf seiner höchsten Stelle (370 m ü.M.), rechts im Walde, finden wir noch ringförmige Erhebungen vom alten Raubschloß.
"Bautzener Straße": Sie beginnt nach dem alten Gemeindeamt, aber noch älterem, gräflichem Rentamt, in Höhe der gegenüber befindlichen Gärtnerei. Sie führt entlang des Parkes zur Parkecke, weiter durch unsere schöne Ahornallee bis zum Keildorf in Kleingaußig. An dieser Stelle beginnt die "Seitschener Straße", auf der wir zum Bahnhof nach Seitschen gelangen.
Auf der "Bautzener Straße", am Keildorf vorbei, verläßt rechts die "Golenzer Straße" den Ort. Durch die Felder, rechts die geplante Neubaufläche und links der Kieselberg, zieht sie sich vorbei an dem "Gut Sommereichen" in den kleinen Ortsteil Golenz, welcher aber älter als Gaußig ist.
An der Wassernot angekommen, verläuft die Bautzener Straße links in Richtung Puscherberg, Puschermühle nach Brösang.
An der Wassernot rechts führt der Weg "Zur Alten Schäferei" (zur Fa. Berry-Metall), in der Chronik benannt als "Herren-Schäferei".
Zur Parkecke zurück: Da beginnt rechts die "Diehmener Straße". Schon kurz danach links der Weg "Am Weinberg".
Die "Diehmener Straße" schlängelt sich um den halben Park, vorbei am Sportplatz und am Sportlerheim, nach Diehmen.
An der Parkecke nach links (in Richtung Sport- und Vereinshalle) findet die "Günthersdorfer Straße" ihren Anfang. Nach ca. 100 m, in der Höhe des Friedhofes, biegt der "Mittelweg" ab und findet sein Ende auf der "Neuen Straße", die von der Medewitzer Straße noch vor dem Ortseingang als Fußweg entlang des "Ziegendorfes" als ordentliche Straße bis zur Bautzener Straße führt.

Weiter gehen wir die "Günthersdorfer Straße" an der großen Eiche (Umfang zirka sechs Meter) und am Mühlteich vorbei in den wahrscheinlich ältesten Ortsteil unserer Gemeinde, nach Günthersdorf.
Unsere kleinen Gassen und Wege im Ort, wenn sie auch nicht mit Straßenschildern versehen werden, wollen wir aber nicht vergessen. Schreiben wir so, wie es der Dorfmund (Volksmund) gesagt hat. Beginnen wir im oberen Teil vom Ort.
Zwischen der alten Post (Schneidermeister Hille, Versicherung Piske) und der ehemaligen Stellmacherei Biesold (ehem. Fa. August Schneider) finden wir eine kleine Gasse ohne Namen, sie führt zur Gasthofmauer (Heinz Mager), links zum alten Gasthof (Schießhäusl) und rechts zu den Hofehäusern. Das Wohnhaus der Familie August Schneider war die älteste gräfliche Revierförsterei.
"An der Kirche", zwischen der ehemaligen Bäckerei Frenzel und der Parkgaststätte, gehen wir in Frenzels Gässel, weiter in die Pfarrgasse zum Kirchenteich.

Nach 20 m "An der Rieglitz" zur "Medewitzer Straße" finden wir Richters Gässel. Auf der einen Seite ehem. Fleischbeschauer Richter, an der anderen Seite ehem. Rolle-Richter (Randig).
Von der "Günthersdorfer Straße" ausgehend, zwischen Schule und Friedhof ist ein kleiner Weg. Gehen wir an der Kirchhofsmauer entlang, vorbei am Schmiedefeld durch die Schmiede (Haus Metzenbauer gegenüber Kriegerdenkmal), kommen wir ins Dorf. Auf halbem Wege, am Ende der Kirchhofsmauer, nach rechts gehen wir entlang der Rittergutsgärten (Schulgarten) bei Kirchhof-Müllers (Frau Höhnig) vorbei auf die "Neue Straße".
 Eine kleine Gasse, welche weit über 200 Jahre genutzt wurde, ist uns durch eine Unterschrift (Entzug als öffentlicher Weg) verloren gegangen. Es ist der gräfliche Wasserweg. Dieser führte durch das kleine Tor der Schloßgärtnerei, vorbei an der alten Schmiede zum Schmiedefeld, danach durch das Grundstück der Familie Hoyer (Pietzsch, Werner) um ein paar Ecken zum Rieglitzbrunnen. Auf diesem Wege wurde täglich durch einen Diener des Grafen das Tafelwasser in einem Tonkrug ins Schloß getragen.
Betrachten wir den Verlauf der kleinen Wege und Gassen, sie führen immer vom Wasser zu den Häusern im Ort. Sie waren Gassen zum Tragen von Löschwasser und Brauchwasser, aber auch Abkürzungen im Ort.
Wir wollen die Entstehung einiger Namen nicht in Vergessenheit geraten lassen:
Zum ersten die schöne von Eichen umgebene "Neue Straße". Sie beginnt am Ende des Töpferdammes (4 Eichen, jetzt nur noch eine) und führt weiter durch das Flurstück Günthersdorf bis zur neuen Günthersdorfer Straße am Teich. Wie kam es zum Namen "Neue Straße"? Durch einen Streit zwischen dem Töpfermeister und dem Grafen Schall-Riaucour. Der Graf befuhr in Richtung Medewitz das Eigentum des Töpfermeisters. Eine Klage seinerseits bei Gericht ergab, daß der Graf Schall-Riaucour nicht mehr über das Eigentum des Töpfers fahren darf. Daraufhin baute der Graf vor ca. 150 Jahren die "Neue Straße". An dieser Straße zwischen Eichen und Sträuchern finden wir heute noch die rote (eisenhaltige) Nebenquelle der Rieglitz. Dieser Name "Neue Straße" wurde von der Günthersdorfer Straße an der großen Eiche auch der Verlängerung durch das Flurstück Gaußig bis zur "Bautzener Straße" (Berndt, Rudolf) gegeben.

Sie ist mit ihren 1000 m die historischste in unserer Ortslage. Auf die Frage einiger Bürger, weshalb der Name auch der Verlängerung gegeben wurde, gibt es nur eine Antwort. Einige Anlieger wollten nicht im "Ziegendorf" (Ziegenstraße) wohnen. Das Ziegendorf dürfen wir aber nicht vergessen. In einem der fünf Häuser wohnte im Jahre 1772 der erste urkundlich genannte Bader und Chirurgus Alberty von Gaußig.
Zum "Kindergartenweg": Schon seit alter Überlieferung wurde im Dorf- (Volksmund) von der Pfarrgasse oder dem "Pfarrweg" gesprochen. Aus diesem Grund wollen wir diesem Weg den Namen "Pfarrweg" geben. Er führt von "An der Kirche" (Pfarramt - Gutsecke) zum Kindergarten durch die Rabitschka zu der Pfarreiche und den Pfarrfeldern.
(Geht man weiter bis in den Wald, stößt man auf Wassersammelbehälter, die mal für das Volksgut nötig waren. Diesen Waldteil nannte M. Müller Brücherch.)
"Am Weinberg": Auf diesem Stück Erde, wo sich heute die Gartenanlage "Am Schwanenteich" befindet, wurde bis vor ca. 100 Jahren Wein angebaut. Wie wir erfahren konnten, war es eine nicht zu große Traube, ihre Frucht war leicht behaart. In guten und sonnigen Jahren wurde es ein herber, säuerlicher Wein, in schlechten und kälteren Jahren nur Weinessig. Finden wir heute noch so einen Weinstock, so hat dieser historischen Wert. Geblieben ist nur noch die "Alte Weinbergeiche"; deren Umfang beträgt ca. 5,80 m.
  Die "Wassernot". Es sagt wohl schon der Name alles. Mit der damaligen Technik war auf diesem kleinen Hügel das Wasserfinden sehr schwer. In trockenen Jahren war es sehr knapp; so schöpften die Häusler ihr Wasser aus dem Gaußiger Wasser, welches an Fuße des Tales zur Puschermühle fließt. Warum benennen wir die Häuser nicht mit "Wassernot"? Sie werden von zwei Straßen umgeben, einmal "Zur Alten Schäferei", zum andren von der "Bautzener Straße", an welcher sich auch die Puschermühle befindet.
Aufgrund der historischen Begründung, den Platz um die Kirche im Zusammenhang zu sehen, weil er als ehemaliges gräfliches Zentrum galt, ist die neue Bezeichnung "An der Kirche" gewählt worden. Die Numerierung erfolgt vom Schloß (Nr. 2 im Uhrzeigersinn bis Gärtnerei Lehmann, Nr. 14).
Ebenso historisch ist unsere "Racklitz". Sie wurde im Jahre 1759 zum erstenmal urkundlich erwähnt. Heut sagen wir Rieglitzbrunnen. So nennen wir diesen schönen alten Teil des Ortes "An der Rieglitz".

Christian und Friedrich Schmidt