Sonderausgabe der Gemeindenachrichten vom Juni 1991
verfasst von Sigrid Heimert und S. Schade
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Vorwort

Auf den folgenden Seiten sind in loser Reihenfolge eine Auswahl von Ereignissen, Fakten, Personen u.v.a.m. aus der Gaußiger Geschichte aufgeschrieben. Diese wurden alle der Gaußiger Ortschronik (Begriffsklärung bei "Kommentare und Ergänzungen") entnommen. Die Auswahl umfaßt einen langen geschichtlichen Zeitraum. Es ist bestimmt für jeden etwas Lesenswertes dabei, je nachdem, ob er sich für Geschichte, Botanik, die Schule, das Schloß, die Kirche, Sagen um den Ort, Handwerk, Gaststätten, Landwirtschaft oder anderes interessiert. Wir haben eine Auswahl von Artikeln getroffen und diese im Original übernommen ohne eine Wertung vorzunehmen. Viel Spaß beim Lesen.

H.-P. Pahler (Bürgermeister) und S. Heimert, Redaktion

Martin Müller

geboren am

29.08.1899 in Ebersbach, gestorben am 02.04.1970 in Gaußig.

War der eigentliche Chronist von Gaußig und seiner Umgebung. Von Beruf war er Volksschullehrer und wirkte von 1926 bis 1945 an der Schule in Gaußig. Nach dem Kriege arbeitete er als Tischler und war später im Büro des Volksgutes tätig. Von da an begann er mit den Niederschriften für die Gaußiger Chronik. Ich selbst bin bei ihm bis 1931 zur Schule gegangen und habe nach dem Kriege eng mit ihm für die Diehmener Ortschronik zusammengearbeitet. In Diehmen selbst hat er in den 60er Jahren mehrere Vorträge über die Geschichte des Ortes gehalten. Ihm ist es zu danken, daß Vieles aus der Vergangenheit und Geschichte von Gaußig erhalten geblieben ist und interessierten Bürgern zugänglich wurde.

Diehmen, im Mai 1991, Helmut Marschner


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#Kunstschätze

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Das Einführungskapitel, welches der

langjährige Bürgermeister von Gaußig, Richard Jatzke, der Geschichte seines Heimatdorfes voranstellte. (Wahrscheinlich ist dieser Text aber aus der Chronik von Martin Müller).

Die Niederschrift dieser Chronik fange ich 1962, also im 18. Jahr nach Beendigung des 2. Weltkrieges an. Die Vorarbeiten dazu liegen teilweise schon Jahrzehnte zurück. Ich hatte zunächst nicht den Plan, eine Chronik zu schreiben. Dafür glaubte ich nicht genügend Unterlagen in den Händen zu haben. Lange Zeit ruhten auch die Arbeiten, weil ich mit anderen Sachen beschäftigt war. Die Frage nach einer Chronik trat aber immer wieder an mich heran. Ich konnte darauf nur antworten, daß es eine solche noch nicht gibt. Wohl geistern unter unserer Bevölkerung Gerüchte herum, daß es eine solche gäbe. Manche sagen auch, der Graf habe Geld ausgesetzt, um in den Besitz einer solchen Chronik zu kommen. Aber niemals ist eine solche Niederschrift aufgetaucht. So konnte bisher der Wunsch, die Geschicke von Gaußig und seiner Bewohner nachzulesen, nicht erfüllt werden.

Eine Arbeit über Gaußig, die auf reichem Quellenmaterial fußte, verfaßte Walter v. Boetticher. Der Titel lautet: Zur Geschichte des Kirchdorfes Gaußig und seiner Parochie. Sie erschien im 76. Band des Neuen Lausitzischen Magazins.

Dabei ist es fraglich, ob diese Arbeit in der Bevölkerung bekannt wurde. Für uns Menschen der Gegenwart haftet ihr der Nachteil an, daß sie zum großen Teil Besitzgeschichte ist. Wer die Geschichtsschreibung der letzten Jahrzehnte einigermaßen kennt, den wird es nicht verwundern, daß in Zeitungen eine Reihe Aufsätze erschienen sind, die einige Ereignisse aus Gaußigs Geschichte behandelten, oder sich mit den Kunstschätzen befaßten, die einstmals im Gaußiger Schloß vorhanden waren. Nur die Arbeiten von Gurlitt - Bau und Kunstdenkmale des Königreiches Sachsen - seien herausgehoben. Auch in den Landesarchiven lagern sicher noch viele ungehobene Schätze. Aber das verlangt Zeit - viel Zeit! Ein Dichter hat den Satz geprägt:

Alles verschlingt die Zeit - alles endet in Vergessenheit!

Die Wahrheit dieses Ausspruches verspürt der geschichtliche Forscher auf Schritt und Tritt. Dem könnte entgegengehalten werden, daß jede Zeit ihre Spuren hinterläßt. Sie alle zu finden und zusammenzustellen, ist mir noch nicht gelungen. So gehen diese Zeilen mit dem Bewußtsein hinaus, daß ihnen viele Mängel anhaften. Vielleicht findet sich ein Forscher, der sie zu beseitigen versteht. Er möge aber beizeiten damit anfangen, sonst nimmt ihm der Tod die Feder aus der Hand, ehe er sein Werk vollendet. Einer allein kann eine Chronik nicht schaffen, dazu gehört die Mitarbeit von Generationen. Mögen sich immer Menschen bereitfinden, die aus Liebe zur Heimat, nicht um des schnöden Mammons willen, Stein um Stein zusammentragen, bis das Werk entstanden ist, daß uns heute nur vorschwebt und das dann mit Recht den Titel CHRONIK tragen kann.

Richard Jatzke (sicher M. Müller)

        

Richard Jatzke war 34 Jahre Bürgermeister in Gaußig und hat in diesen bewegten Zeiten von 1911 bis 1945 die Geschicke der Gemeinde geleitet. Dank des Entgegenkommens von Frau Christoph war es mir möglich, Einblick in die Niederschriften zu nehmen. Leider hat Richard Jatzke keine geschlossene Chronik, sondern lediglich lose Berichte hinterlassen.

Helmut Marschner

Im Organ des Deutschen Gemeindetages für ländliche Selbstverwaltung vom 1. März 1942, „Die Landgemeinde“, wurde bekanntgegeben:

Anläßlich seines 30jährigen Dienstjubiläums wurde dem Bürgermeister Richard Jatzke in Gaußig, Kreis Bautzen, eine Ehrenurkunde des Deutschen Gemeindetages verliehen.

Gaußig

Göda

Dretschen

Diehmen

Drausch-kowitz

Personen

72

300

81

24

35

in Prozent

5,5

23,4

15,5

6,5

9,2

Personen mit sorbischen Sprachkenntnissen 1956


Wie alt ist Gaußig?

Das Alter eines Ortes pflegt man nach demjenigen Jahre zu bestimmen, in dem es zum erstenmal in einer Urkunde erwähnt wurde. Der Name Gaußig, damals Guse oder Gusk genannt, taucht erstmals in der sogenannten Grenzurkunde der Lausitz auf. Diese Urkunde stammt aus dem Jahre 1241. Diese Urkunde ist lateinisch geschrieben und befindet sich im Landeshauptarchiv in Dresden. Die Übersetzung ins Deutsche lautet:

Vom Burgward Seitschen durch den Steig von Seitschen die Godowiza, von dannen bis auf den Berg Cossern, von demselben auf den Hügel neben dem Wege, da man nach Budissin gehet, Zockau von demselben Wege bis an den Weg zu Günthersdorf, von dannen bis an den Fluß Gusk und in den größeren Fluß oder Bach Gusk.

Wie hieß GAUßIG früher?

1245                Gusk - Geezich

1272         Gusake

1282         Guze

1304         Ghuzie

1311         Gucick

1318         Gozig

1383         Gausk

1485         Gawszk

1492         Gussig

1513         Gausig

1542                Gaußig

Besitzer der Lausitz

1002.1031        Polen

1031 -1076        Mark Meißen

1076 • 1253        Böhmen

1253 • 1319        Markgrafentum Brandenburg

        (als Pfand)
1319 • 1469        Böhmen
1469 -1490        Ungarn
1490 -1635        Böhmen
ab 1635 zu        Sachsen

Die Besitzer von Gaußig

1245 -1466

die von Gusk, gehören zum autochthonen (alteingesessenen) Adel der Oberlausitz

1466 -1554

die von Haugwitz (1537 Schloßbrand, 1548 Neubau des Schlosses)

1554 -1561

die von Gersdorf

1561 -1576

die von Seidlitz

1576 -1599

die von Schlieben

1599 -1669

die von Haugwitz (1608 bis 1611 Kirche geschlossen)

1669 -1676

die von Grünrod

1676 -1696

die von Kiesewetter

1696 -1747

die von Neitschütz (um 1700 Neubau des Schlosses)

1747 -1750

Graf Brühl (Anlage des Parkes durch Knöffel)

1750 -1766

die Grafen Kayserling

1766 -1945

die Freiherren von Riaucour - Schall -Riaucour

Gaußig im Kartenbild!

Die ersten Landkarten wurden schon vor einigen Jahrhunderten gedruckt. Als älteste Karte sei die Schenk‘sche Karte erwähnt. Sie fußt auf der Landesaufnahme von Zürner und gibt uns ein Bild aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Der Minister Hennicke erwarb die Unterlagen, von dem sie in die Hände von Peter Schenk gelangten. Gedruckt wurde diese Karte in Amsterdam. Diese Schenk'sche Karte weicht insofern von unseren heutigen Karten ab, als sie versucht, mit Hilfe von Symbolen das Wichtigste über jeden Ort auszusagen. Fünferlei weiß diese Karte über Gaußig zu berichten. Gaußig war ein Ort mit Rittergut, es hatte einen Gasthof, einen Schmied, hier befand sich eine Herrenschäferei und hatte eine Hauptkirche.

1963 Der kalte Winter

Frost und Schnee setzten vor dem Weihnachtsfest '62 ein. Mitte Januar '63 am 21. sinkt das Thermometer auf 22 bis 24 Grad unter Null. Die Eisenbahnzüge fahren mit erheblicher Verspätung. Einige Züge bleiben in der Hohle hinter Kubschütz im Schnee stecken und müssen freigeschaufelt werden. Am 15. Januar herrscht starker Sturm und Schneetreiben. Viele Straßen sind unpassierbar, einige Dörfer vorübergehend vom Verkehr abgeschnitten. Alle Schneeräumgeräte sind rund um die Uhr im Einsatz. Eine starke Planierraupe, die den Schnee über die Straßengräben schiebt, stellt man nach dem Abtauen fest, daß sie vielerlei Schäden anrichtete, indem viele Pfähle und Begrenzungssteine abgebrochen wurden. Großer Schaden entstand auch durch Wildfraß an den Bäumen, teilweise bis zu 80 %. Stromeinsparungen machten sich notwendig. Die Straßenbeleuchtung wird nicht mehr eingeschaltet. Die Geschäfte, außer die von Lebensrnitteln, öffnen erst um 10.00 Uhr. Wasserleitungen sind bis in den April hinein eingefroren.

Es wurde Vorsorge getroffen für das zu erwartende Tauwetter. Aber es bewahrheitete sich wieder der Spruch: "Großer Schnee und kleines Wasser - kleiner Schnee und großes Wasser". Die Menschen wurden grillig durch die lang anhaltende Kälte und den vielen Schnee. Es gab Kohlenmangel und viele Stromabschaltungen. Der Mai bringt eine ungewöhnlich große Blüte der Obstbäume. Beim Tauwetter, welches am 16.05.1963 einsetzte, floß das Wasser vom Kirchteiche schlecht ab und staute sich im Hofe des Gasthofes. Verstopfung der Straßenunterführung. Angeblich hatten Panzer die Decksteine eingedrückt. Der Gottesdienst wurde wegen der Kälte im Konfirmandensaal abgehalten. Die Schule hatte teilweise geschlossen.

Gaußiger Lage im Gradnetz!

Der Kirchturm von Gaußig liegt auf der 100.000er Karte:

12 mm westlich 14° 20‘ östlicher Länge 9‘=165mm

126 mm südlich 51° 15‘ nördlicher Breite 10‘=115mm        oder

14 Grad 18‘ 21‘‘ östlicher Länge

51 Grad 7‘ 22‘‘ nördlicher Breite


Der 1. Mai

Am Vorabend des 1. Mai wurde der Maibaum auf dem Schulhofe aufgestellt. Anschließend führte der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr den Fackelzug der Jugend an. Anschließend fand das große Hexenbrennen statt.

Am 1. Mai früh das Wecken durch den Spielmannszug. Um 9 Uhr Stellen zur Maidemonstration auf dem Schulhofe, anschließend Umzug durch den Ort mit Ansprache auf dem Dorfplatz. Anschließend Volksbelustigung mit Kegelbahn und so weiter. Nachmittags ein Fußballspiel "Acker gegen Tinte". Am Abend großer Tanz im Gasthof.

Lehns- und Rittersitz Gaußig

Bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts ist die Familie de Gusk für Gaußig nachweisbar. Dieses Geschlecht verschwindet in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von Gaußig. Heute ist nicht mehr nachweisbar, wo der Herrensitz damals gestanden hat.

Das jetzige Schloß ist von Ursula Margaretha von Neitschütz, geborene von Haugwitz, Mutter der bekannten Magdalena Sybille, Gräfin von Rochlitz, erbaut worden. Ihr Mann, Rudolph von Neitschütz, Oberst der Leibgarde zu Roß im Türkenkrieg, war am 29. August 1686 mit Gaußig belehnt worden. Am 18. Oktober 1766 ist Gaußig durch Peter Freiherr von Riaucour vom Grafen Heinrich Christian von Kayserling gekauft worden. Sein Sohn, der sächsische Minister Graf Andreas von Riaucour erbte Gaußig nach dem Tode seines Vaters 1768 und starb selbst ohne männliche Erben am 28. Oktober 1794. Seine älteste Tochter Henriette vermählte sich am 28. Juni 1777 mit Graf Karl Theodor von Schall, wurde nach dem Tode ihres Vaters mit Gaußig belehnt und starb am 18. Juni 1831. Karl Theodor mußte für sich und seine Rechtsnachfolger Namen und Wappen der Riaucour annehmen. Der letzte Besitzer ist seit 1928 Adam Ferdinand Graf Schall-Riaucour. Er erbaute den Ostflügel des Schlosses, welcher zur Unterbringung der Fideikommisbibliothek dient. Seine Mutter, eine geborene Reichsgräfin von Fürstenberg, hatte während der Vormundschaft im Jahre 1894 an den Westflügel des Schlosses eine romanische Kapelle erbauen lassen.

Bei der nach 1945 durchgeführten Bodenreform wurde der Gaußiger Graf als größter Grundbesitzer im Kreise Bautzen entschädigungslos enteignet.

In der Gutsherrschaft Gaußig waren die Richter, Müller, Schmiede, Bäcker, Krämer und Bader, Schutzuntertanen und besaßen dadurch besondere Rechte und Privilegien.


Das Gaußiger Schloß und seine Geschichte

Die Anfänge des Gaußiger Schlosses liegen im Dunkel der Geschichte. Der Sage nach soll es sich südlich des jetzigen Standortes im Walde befunden haben« Es soll ein Wasserschloß gewesen sein, also mitten im Sumpf und von Wasser umflossen. Später, die Zeit ist nicht bekannt, wurde ein Holz und Lehmbau errichtet, schon mit einem Obergeschoß. Aber erst in der Reformationszeit kamen dann feste Steinbauten auf. Im Jahre 1538 brannte das alte Schloß ab. Den spärlichen Nachrichten zufolge soll es Brandstiftung gewesen seine Man sperrte auch einen Bischofswerdaer Einwohner für längere Zeit ein, mußte ihn dann wegen Mangel an Beweisen wieder freilassen. Zehn Jahre später, also 1548, wird das neue Schloß errichtet. Auch von diesem Schloß liegen keine Angaben vor, man nimmt aber an, daß es ein Steinbau war. Man erzählt zwar, daß sich die Überreste dieses Baues, also Keller, Gewölbe und Gänge, sich nicht weit vom jetzigen Schlosse befänden. Es bestand bis zur Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, also bis 1680 herum.

Das jetzige Schloß, also das Vierte, wurde von einer tatkräftigen Dame errichtet. Es war die Witwe des Rudolph von Neitschütz, geborene von Haugwitz, sie verstarb im Jahre 1713. In dem Album der Rittergüter und Schlösser von Heiße und Pönicke heißt es: Das Schloß Gaußig, ein Gebäude im schönen und großartigem neueren Style, wurde erst zum Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut. Und ist die Sage, das die Erbauerin, Frau Ursula, Margaretha, geborene von Haugwitz, verwitwete Generalin von Neitschütz, auf dem Baugerüst fleißig gesponnen habe, um die Bauleute unter eigener Aufsicht zum Fleiß aufzumuntern. Wie aber hat es ausgesehen? In einer Urkunde aus dem Jahre 1744 heißt es: Der Rittersitz besteht aus einem von Grund aus von Steinen aufgeführten und mit Ziegeln eingedeckten Wohngebäude von drei Etagen, worinnen nicht nur die im unteren Stockwerk befindenden geraume Küche, Keller, Gewölbe und Stuben durchgängig ausgewölbt, sondern auch in der Mittleren ein schönes Gewölbe vorhanden und übrigens 16 Stuben und verschiedene Kammern vorhanden sind.

Dieses Neitschütz Schloß wurde um 1809 umgestaltet. Wieder von einer Dame, Henriette Gräfin Schall Riaucour. Der Baumeister ist nicht bekannt. Es wurde damals nicht nur das Äußere des Schlosses umgestaltet, sondern auch das Innere. Nach den Vorstellungen des italienischen Architekten Andrea Palladiano. Kennzeichnend ist die runde Vorhalle, die durch ein Kreisauge im ersten Stock erhellt wird. Die acht ionischen Säulen in dieser Halle sind nicht aus Marmor, sondern aus Holz. Der Spiegelsaal und der Speisesaal sind im Stile des damals vorherrschenden Empires gehalten. Diesen Stil zeigen auch noch zum Teil heute erhaltene Möbel. Um 1880 erfolgte wieder eine größere Veränderung des Schlosses. Das hohe Ziegeldach wurde durch ein Mansardendach mit Schieferbedeckung ersetzt. Im Jahre 1893 wurde an dem Schloß eine Kapelle erbaut. In ihr befindet sich ein spätgotischer Flügelaltar aus dem Jahre 1480. Die letzte Umgestaltung erfuhr das Schloß durch einen Anbau an der östlichen Schmalseite im Jahre 1907. Man heißt ihn den Bibliotheksbau. In ihm befindet sich eine wertvolle Bibliothek, soweit nicht Teile von ihr durch die Ereignisse 1945 verlorengingen.

Das Schloß zeichnet sich durch eine glückliche Vereinigung verschiedener Stile aus. Im Schloß selbst befanden sich auch verschiedene Kunstsammlungen, besonders Gemälde und Porzellane. Die wertvollsten Stücke befinden sich allerdings nicht mehr in Gaußig. Unter den Gemälden waren alte Holländer des 16. und 17. Jahrhunderts stark vertreten. Es seien genannt das Bildnis einer alten Frau von Rembrandt, Anbetung der heiligen drei Könige von Peter Brueghel, der Schmerzensmann von Jean de Mabuse, ein Bildnis von Holbein d.J. und Werke von Anton Graff. Das meiste ist verschwunden, ohne daß man weiß wohin. Der vorhandene Rest ist noch gut, erreicht aber bei weitem nicht den früheren Wert. Neben den Gemälden befand sind im Schloß auch eine beachtliche Porzellansammlung. Es gab viele frühe Meißener Stücke. Ferner zwei chinesische Madonnen aus dem 17. Jahrhundert. Sie stammen von dem Jesuitenpater Adam Schall von Bell, der am Kaiserlichen Hofe zu Peking zu hohem Ansehen gelangt war. Sie befinden sich jetzt in Dresden. Im Porzellanzimmer selbst gibt es eine große Anzahl Porzellangeschirr. Als Quellen seien genannt: W. v. Boetticher, Parochie Gaußig; Gurlitt - Kunstdenkmäler und Heimatforscher Theodor Schütze.

Nach dem Kriegsende 1945 wurde das Schloß zunächst von sowjetischen Truppen bewohnt. Nach ihrem Abzug gelangte es in die Hände der CDU, und seit 1946 ist es Erholungsheim der Technischen Universität Dresden.

Die Grafen von Riaucour

Am 18. Oktober 1766 erwirbt Peter von Riaucour die Herrschaft Gaußig, sowie die Güter von Diehmen, Golenz, Medewitz, Katschwitz, Drauschko-witz, Birkenrode, Putzkau und Tröbigau für 100.000 Thl. Nach seinem Tode im Jahre 1768 erbte sein Sohn, der Sächsische Minister, Graf Andreas von Riaucour die Güter seines Vaters. Bis zum Jahre 1766 werden von ihm weitere 14 Güter in der Oberlausitz für rund 225.500 Thaler aufgekauft. Die Grafen von Riaucour werden somit zum größten Grundbesitzer in der Lausitz. Da Graf Andreas selbst kinderlos blieb, verpachtete er ausgangs des Jahrhunderts ein Teil seiner Güter.

Als der Graf Riaucour die Neuverpachtung seiner Güter Gaußig, Günthersdorf, Golenz und Diehmen an die Meistbietenden in den Budissiner Wöchentlichen Nachrichten anzeigte, baten die Untertanen von der Pachtversteigerung nicht ausgeschlossen zu werden. Nachdem sie entsprechende Sicherheiten gegeben hatten, fand zwischen 2 Pächtern und den bäuerlichen Untertanen dieser Güter die öffentliche Versteigerung statt. Es begann ein Feilschen, wobei die Pachtsumme von 1.950 Thalern jährlich auf 2.160 Thaler getrieben wurde. Die Untertanen, die eine solche Summe zu bieten nicht im Stande waren, äußerten daraufhin, daß der neue Pächter, welchem die Pacht für das Plus überlassen werden dürfte, solches durch Druck und Erpressung wieder zu erlangen versuchen würde.

Bauer und Gutsherr in der Oberlausitz, 1957 von Willi Boelke S.155

Peter von Riaucour erwirbt Gaußig im Jahre 17 67

1767

erwirbt Peter von Riaucour Gaußig, Klein Gaußig, Golenz, Diehmen, Medewitz, Drauschkowitz, Brösang, Katschwitz, Birkenrode, Putzkau und Tröbigau für 100.000 Thaler

1770

kauf tAndreas von Riaucour Crostau, Rodewitz, Nieder- und Ober Eulowitz und Bederwitz für 60.500 Thaler

1773

wird Ober- und Niedermalschwitz und Kronförstchen erworben für 74.000 Thaler

1775

wird Brösa erworben für 27.000 Thaler

1776

erwirbt man Guttau mit Fleißig Neudörfel und Vorwerk Wartha für 64.000 Thaler

1769

Erwerb von Gleina, der Preis ist unbekannt

Zwischen 1767 und 1776 werden Güter im Werte von 325.500 Thaler aufgekauft.


Auszug aus den "Bautzener Nachrichten" vom 4. Juni 1934, Nr. 127

Kunstschätze im Schloß Gaußig

Das Kunstverständnis und die Sammelfreudigkeit früherer Adelsgeschlechter haben auch auf verschiedenen Lausitzer Adelssitzen private Kunstsammlungen entstehen lassen, die als kostbare Vermächtnisse liebevoll gehütet werden und sachverständiger Pflege unterliegen. Zu ihnen gehört die Sammlung der gräflichen Familie von Schall-Riaucour auf Schloß Gaußig, die in Augenschein zu nehmen am Sonnabend die Gesellschaft der Freunde des Stadtmuseums Bautzen, dank freundlichen Entgegenkommens des Schloßherren nach längerer Pause wieder einmal Gelegenheit hatte. Für die Teilnehmer der genußreichen Wochenendfahrt war es eine besonders dankbar empfundene Freude, daß der Besitzer der Herrschaft Gaußig selbst seinen Gästen vor der Besichtigung der Kunstschätze einen Überblick über die Geschichte des Schlosses und der Herkunft der Sammlungsgegenstände gab. Sie erfuhren dabei als das Wichtigste, daß bereits 1241 Herrmann von Gusk als Besitzer von Gaußig genannt wurde und daß 1680 das jetzige Schloß erbaut, in den 1870er Jahren aber leider modern verändert wurde. Die Sammlungen gehen zurück auf Erwerbungen des Ministers Graf Riaucour, der im 18. Jahrhundert Kursächsischer Gesandter in Mannheim war, und auf Erwerbungen eines Grafen Schall, der als Missionar nach China gegangen war und von dort, wo er eine hohe Stellung am Kaiserlichen Hofe innehatte, wertvolles altchinesisches Porzellan in die Heimat gebracht hatte. Dieser Sammlung des Porzellans galt unter der Führung von Graf Schall und Museumsdirektor Dr. Biehl zunächst das Interesse der Besucher. Dr. Biehl gab hierzu die notwendigen kulturhistorischen Erläuterungen, wobei er besonders auf die kostbaren Stücke aus China (17. Jahrhundert) aufmerksam machte. Besonders auf die figürlichen Arbeiten, vorzugsweise buddhistische Gottheiten und Dämonen darstellend, wie sie von ähnlichem Seltenheitswert nur in den größeren Sammlungen der Weltstädte zu finden sind. Aber auch frühe Porzellane der Meißner Manufaktur, unter anderem Böttcher Steinzeug und Stücke mit besonders wertvollen Mustern anderer Herkunft, befinden sich im Schloß Gaußig. Ebenso alte Gläser und Fayencen, die nicht minder Bewunderung weckten. Bereits im Speisesaal des Schlosses, wo die hervorragenden Teile des Porzellans zusammen gestellt worden waren, konnte man Teile der Bildersammlung betrachten. Unter der großen Anzahl Gemälde später holländischer Meister fand namentlich eine, dem Pieter Breughel zugeschriebene Winterlandschaft das Interesse. In doppelter Hinsicht wandte sich dieses in einem anderen Raum einem Gemälde von der Hand Anton Graffs zu, das den Begründer der Sammlung, den Minister Riaucour, eine politisch einflußreiche Persönlichkeit, darstellt, und zugleich eines der besten Werke Graffs ist. Als unschätzbare Kostbarkeit aber enthält die Sammlung auch ein als echt anerkanntes Gemälde von Rembrandt, ein frühes, etwa auf 1630 zu datierendes Werk, das lange in Vergessenheit geraten war. Es stellt eine lesende alte Frau, wahrscheinlich die Mutter des Künstlers, dar.

Ostade, Mabuse, Lucas Cranach d.Ä. sind Namen einiger weiteren hervorragenden Künstler, die durch Originale vertreten sind. Die weitere Führung galt dann der reichhaltigen und interessanten Geweihsammlung des Hausherrn und dem von ihm errichteten Bibliotheksflügels. Zwei wertvolle alte Handschriften, einzige Überreste eines 1813 von Kosaken vernichteten reichen Bestandes. Die Bibliothek französischer Literatur des 18. Jahrhunderts in kostbaren Ausgaben und die Kupferstichsammlung waren hier die hervorstechendsten Teile dessen, was die Räume als kostbaren Besitz beherbergen.

So hatte die Besichtigung einen Blick tun lassen auf Schätze, die kennenzulernen gerade den Freunden des Oberlausitzer Provinzialmuseums hohen Genuß bereiten mußte. Nach einem Besuch der Schloßkapelle mit ihrem gotischen Schnitzaltar, einem Werk der Kamenzer Schnitzerschule um 1470 und nach einem Rundgang durch den herrlichen Schloßpark, in dem die Rhododendrongruppen ihre letzte Blütenschönheit dem Auge darboten, schied man von dem herrlichen Besitze, voll der wertvollen Eindrücke und mit Dank für die liebenswürdige Bereitwilligkeit des Schloßherren, die Professor Dr. Heß als Vorsitzender der besuchenden Gesellschaft dankend rühmte.

Graf Brühl 

Geboren am 13. August 1680 in Gangloffsömmern in Thüringen, gestorben am 28. Oktober 1763 in Dresden

Er kaufte Gaußig im Jahre 1747 für 52.000 -"Thaler nebst 200 Dukaten Schlüsselgeld.

Die Titel:

Premier und Geheimer Cabinetts- und Konferenzminister, wirklicher Geheimer Rath, General von der Infanterie, Kämmerer, Kammerpräsident, Ober Steuer- und Generalaczisdirektor, Domherr des Hohen Stiftes Meißen und Probst des Stiftes Budissin, Kommandant der Sächsischen Leibgarde in Polen, auch Oberst über ein Regiment zu Fuß, Freiherr zu Forst und Porten, Herr auf Nischwitz, Grafwitz, Borken, Bahnisdorf, Lindenau, Tettau, Ober und Nieder Lichtenau, Gangloffsömmern, Seifersdorf und Weidlitz.

(N.L.M. 76. Band)

Graf Brühl war von 1747 bis 1750 Besitzer der Herrschaft Gaußig. In diesen Jahren ließ er den Schloßpark durch den Gartenbauarchitekten Knöffel anlegen.



Gartenbauinspektor Martin Pötschke aus Bautzen stellte 1962 folgenden Gehölzbestand im Schloßpark fest:

Rhododendron

Robinie

Bergahorn

Sibirische Lärche

Großblättrige Magnolie

Platane

Blutbuche

Götterbaum

Stieleiche

Hainbuche

Tulpenbaum

Schwarzerle

Spitzahorn

Scheinzypresse

Rotbuche

Akazie

Lärche

Sawara-Scheinzypresse

Pontische Eiche

Birke

Gemeine Fichte

Coloradotanne

Hemlochstanne

Frasers Balsamtanne

Gemeine Kiefer

Canadische Pappel

Lebensbaumzypresse

Schwarzpappel

Sumpfzypresse

Gemeine Esche

Roteiche

Feldrüster

Douglasie

Sommerlinde

Weißbuche

Zuckerahorn

Nordmannstanne

Feldahorn

Roßkastanie

Lebensbaum

Pflaumenblättriger Apfel

Kaukasischer Rhod.

Traubenkirsche

Weißerle

Weißdorn

Flieder

Späte Traubenkirsche

Eberesche

Trauersilberweide

Schießbeere

Stechfichte

Rosinenstrauch

Winterlinde

Walnußbaum

Weymouthskiefer


Besitz des Grafen Schall-Riaucour

an Feld, Wiesen und Weiden, Teiche und Wälder

Ackerland und Wiese

Wald

Gaußig

202,66 ha

287ha

Günthersdorf

29.22ha

25ha

Golenz

14,94ha

14ha

Cossern

13.98 ha

24ha

Oberputzkau

587,38 ha

962ha

Medewitz

109.43 ha

189ha

Malschwitz

26.00 ha

291ha

Wartha

134.00 ha

179ha

Großseitschen

27,44ha

28 ha

Drauschkowitz

50,00ha

157ha

Preititz

-,-ha

5ha

Guttauer Forst, Kreis Rothenburg

-,-ha

100ha

Dretschen

8.95 ha

9ha

Brösa

7.00ha

206ha

Tröbigau

100,00ha

166ha

Crostau

251.00ha

201ha

Guttau

47.00ha

329ha

Gleina

31.00ha

212ha

Naundorf

32.00ha

34ha

Diehmen

128,00ha

210ha

Eulowitz

-.-ha

56ha

Rodewitz/Spree

—,— ha

25ha

Suppo

-.-ha

9ha

Buchwalde

-,-ha

3ha

GESAMTSBESITZ

3 7 31 HEKTAR

Alte feudale Rechte

Der Gaußiger Rittergutsherrschaft stand das Recht zu, auf den Grundstücken der bäuerlichen Wirte zu Groß und Klein Gaußig und dem Anteil Brösang das Vieh zu hüten, also das Hutungsrecht. Und zwar für Rinder und Schafe. Dafür durften die Untertanen der genannten Dörfer ihr Rindvieh auf Ritterguts Grund und Boden zu hüten und zu halten. Sie hatten die Berechtigung, ihre Kühe durch den herrschaftlichen Stammbullen belegen zu lassen. Einigen Gärtnern und Häuslern stand es auch frei in den Rittergutswaldungen Streu zu holen und zu Reparaturen ihrer Gebäude, ausgenommen bei Brandschaden, Bauholz von der Herrschaft zu beanspruchen. Auch hatte die Herrschaft die Verpflichtung, dem Schänkenbesitzer von Groß Gaußig, jährlich sechs Fuder Nadelstreu zu verabfolgen. Während dieser dafür der Herrschaft jährlich zehn Fuder Stalldünger liefern mußte. Durch den Receß am 9. August 1850 wurden diese Servituten abgelöst.

W. v. Boetticher

Gesindelohn und Verpflegung auf dem Rittergut Gaußig um 1766

Der im 17. Jahrhundert festgelegte Gesindelohn, entsprach keineswegs mehr dem Niveau der gestiegenen Preise des 18. Jahrhunderts. Mitunter kam es vor, daß um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Herrschaften die Gesindelöhne von sich aus minimal erhöhten. Die Erbuntertanenkinder der Herrschaft Gaußig. welche der Herrschaft 3 Jahre dienen mußten, erhielten laut Urbar von 1766 nachstehenden Zwangslohn jährlich:

Ein Großknecht 11 Thaler
ein Mittelknecht 10 Thaler
ein Ochsenjunge 8 Thaler
eine Großmagd 5 Thaler
eine Mittelmagd 4 Thaler

Allen wurde zusätzlich ein Viertel Lein ausgesät, wofür sie aber den Samen liefern mußten. Von diesem Lohn konnte sich das Gesinde kaum die nötige Kleidung beschaffen. Daher war es nicht selten, daß man sie bei Untreue ertappte, zumal die Kost kaum zur Sättigung reichte. Die Kost auf dem Gaußiger Hofe setzte sich das ganze Jahr hindurch folgendermaßen zusammen:

Früh ein Mehlbrei mit abgesahnter Milch, Mittags aus Graupen mit Milch und Sauerkohl, Abends wieder Mehlbrei mit etwas Quark und Mittelkorn. Butter gab es nur Sonntags. Zur Kirchweih durfte dem Gesinde etwas Fleisch, Kuchen und Bier zur Ergötzlichkeit verabreicht werden.

Bauer und Gutsherr in der Oberlausitz, 1957 W.Boelke S.115

Nebenbetriebe des Rittergutes Gaußig

Die Molkerei

Letzter Molker, Paul Wölfle, bis 1920.

Neben Butter wurde auch Käse hergestellt.

Die Brauerei:

Jährlicher Bierausstoß 992 Hektoliter Bier.

Letzter Brauer Max Nitsche, bis 1940.

Zur Brauerei gehörte auch eine Gastwirtschaft. Im Gaußiger Kirchenbuch wird 1779 erstmalig ein Brauer und Mälzer Riedel aufgeführt. Ältere Bürger erzählen, daß das Gaußiger Bier in der Pflaumenzeit nicht gut geschmeckt habe. Das Gaußiger Urbarium erwähnt, daß die Gaußiger ihr Bier von der Brauerei in Gaußig beziehen mußten. Auch Diemen war dazu verpflichtet. Die Felder der Brauerei befanden sich rund 2 Kilometer entfernt an der südöstlichen Parkecke, an der Flurgrenze von Diehmen.

Die Brennerei:

Die jährliche Leistung betrug 30.000 Hektoliter. Verarbeitet wurden je nach Stärkegehalt 3 bis 5 Tausend Zentner Kartoffeln. Die Brennerei wurde 1950 abgerissen. Letzter Brennmeister war Richard Proske.

Die Gärtnerei:

Erzeugt wurden Gemüse und Blumen.

Letzter Gärtner, bis 1945, Gärtnermeister Hirse.

Die Schäferei:

Auf Brösanger Flur gelegen. Die Schafhaltung wurde aber nur bis ca. 1900 betrieben.


Vom Salzschenken zu Gaußig!

Die Verteilung und der Verkauf von Salz war in früheren Zeiten eine gewichtige Angelegenheit. Eine der ersten Arbeiten des neugebildeten Gemeinderates 1840 galt der Versorgung der Gemeinde mit Salz. Die Niederschriften im Gemeindebuch lautet In Gegenwart des unterzeichneten Protocollanten. des Gemeindeälte-sten Stiebitz, des Schlossers Benofsky, des Töpfers Fischer, Bauemgutsbesitzer Kluge und Gartennahrungsbesitzer Bayer, wurde heute folgendes verhandelt und beschlossen:

1. Wegen der Versorgung der Komun Gaußig mit dem benötigten Kochsalz in Zukunft es so gehalten werden solle, daß das nötige Quantum Salz in Gemeinschaft und zur Verteilung erholt, die Armen aber dadurch versorgt werden, daß ein halber Scheffer Salz im Vorrat bleibt, welcher einstweilen aus der Armenkasse bezahlt wird. (Weil die ärmere Bevölkerung das ganze Quantum nicht bezahlen konnte.)

2. Das dasselbe aus der Niederlabe in Bautzen erholt werden solle.

3. Daß dem zeitherigen Salzschenken Christian Zen-ker, sowohl die Verteilung des Salzes, als auch der Salzschank vor der Hand auf Ungewisse Zeit überlassen bleibe, wobei sowohl der Gemeinde als auch dem pp Zenker gegen vierteljährige Kündigung freistehen solle die Verhältnis auszuheben.

4. Dem Salzverteiler wird für Fuhrlohn, Säcke und jede sonstige Bemühung etwa, nicht mehr als 8 Groschen pro Scheffel Provision bewilligt. Und hat derselbe die Metze Salz 8 Pfund Kramergewicht, das Mäs'chen mit 2 Pfund auszuwiegen.

5. Der nächste Eintrag aus dem Jahre 1841 bemerkt, daß dem Christian Zenker eine Schnellwaage mit einer blechernen Mulde aus Gemeindemitteln angeschafft und zum Gebrauch übergeben worden ist. Genannte Waage ist Eigentum der Gemeinde und Inven-tarium des jeweiligen Salzschenken oder Salzverteilers.

gez. Rothe, Gemeinde Vorstand


Gaußig im Volksmund



Von Gaußig erzählt man in Bautzen folgenden Spruch:
Aus Gaußig kommt
kein guter Wind und selten auch
ein gutes Kind.


Mit dem Wind ist der allgemeine Süd-West-Wind gemeint, der oftmals Niederschläge zur Folge hat

Das Arztwesen

Gaußig und Göda sind zwei alte Arztdörfer in der Lausitz. Aber noch ist es nicht gelungen festzustellen, seit wann ein Arzt in Gaußig ansässig ist. Aber man weiß, daß es früher einen Bader und auch einen Chirurgus im Orte gab. Dieses waren aber keine Männer mit Hochschulbildung. Der erste, dessen Namen uns bekannt ist hieß Christian Michael Alberty.

Im Urbarium von Gaußig aus dem Jahre 1769, in welchem die Einwohner mit ihren Pflichten und Rechten verzeichnet sind, erscheint auch Alberty als Bader und Chirurgus. Darin wird er als erblicher Hausbesitzer bezeichnet, der jährlich 3 Thaler und 12 Groschen Erbzins zu zahlen hat. Von sonstigen Diensten, Steuern, Einquartierungen und Abgaben sei er frei. Er wird aber als Mensch anerkannt, der mehr weiß und leistet als andere Mitmenschen. Gewohnt hat er wahrscheinlich im Ziegendorfe, denn es wird erwähnt, daß er aus dem hinter seinem Hause vorbeigehenden Fließe (Rieglitz), nur Wasser schöpfen darf. (Die Forellen darin waren wahrscheinlich nur der Herrschaft vorbehalten). Gestorben ist er am 28. Mai 1772, nachdem er ein Alter von 70 Jahren und 1 Monat erreicht hat.

Med. prakt. Rothe, 1848

Es vergehen wieder Jahrzehnte, bis wir wieder von einem Arzt erfahren. Da er als Medicus prakt. bezeichnet wird, scheint er Studien zu haben. Sein Name steht in dem Protokoll, das der Gemeindevorstehener Steudtner über die Ereignisse des Jahres 1848 verfaßte. Es werden darin die Männer von Gaußig aufgeführt, die dem Vorstand der Comunalgarde angehören. Rothe muß ein schreibgewandter Mann gewesen sein, denn er verspricht, das Gesuch zur Gründung an die Köngliche Amtshauptmannschaft in Budissin schriftlich anzuzeigen.

Doktor Otto

Nach einem reichlichen halben Jahrhundert begegnen wir in Gaußig wieder einem Arzt. Er wohnte in dem Grundstück der heutigen Fleischerei. Er war es, der die erste Straßenlaterne vor der Kirche aufstellen ließ. Der damalilge Landarzt fuhr noch mit Pferd und Kutsche zu seinen Patienten über Land.


Gaußiger Ärzte im 20. Jahrhundert

Dr. Peschek

praktizierte bis in die 30er Jahre. War führend im Jungdeutschen Orden tätig.

Dr. Nellen

war bis Ende des Krieges als sehr geachteter Arzt tätig. Starb an einer Lungenentzündung, da er trotz hohem Fieber noch Krankenbesuche machte. Starb mit 34 Lebensjahren.

Dr. Weltzin

Übernahm während des Zusammenbruchs 1945 die unbesetzte Arztstelle als junger entlassenener Militärarzt. Hat sich sehr um die völlig mittellosen Heimatvertriebenen bemüht.

Dr. Bahr

Seit 1952 im Amt. War ein hervorragender Landarzt, der zu jeder Tages- und Nachtzeit im Einsatz war. In den ersten Jahren, als an eine Motorisierung nicht zu denken war, besuchte er zu Fuß die Schwerkranken in seinem Arbeitsbereich. Alle seine Patienten kannte er namentlich (er schrieb auch mal jemand für einige Tage krank, damit er die Spiele um die Fußball Weltmeisterschaft im Fernsehen verfolgen konnte).

Dr. Schulz

Seit einigen Jahren haben wir nun einen jungen tüchtigen Arzt im Ort, der seit der Wende nun freiberuflich tätig ist.

Königlicher Besuch in Gaußig

Der letzte König der Sachsen, Friedrich August III. kam alljährlich zur Rehbockjagd nach Gaußig. Er kam auch noch von Sybillenort bei Breslau, wo er seit seiner Absetzung 1918 wohnte, nach Gaußig. Als er das letzte Mal im Schloß war, gab es wie üblich, am Abend ein Jagdessen. Alles wartete, bis Majestät die Konversation eröffnen würde. Friedrich August begann:

"Frau Gräfin, heute war es kalt draußen. An die Füße habe ich aber nicht gefroren - ich habe nämlich Schweeßbeene!"

Diese Anekdote ist nicht erfunden, sie wurde am nächsten Tage von Teilnehmern des Essens erzählt.

 Die Elektrizität in Gaußig

Unser ganzes Leben ist eng mit der Elektrizität verbunden. Wie hilflos und verbittert waren die Menschen, als nach dem 2.Weltkrieg, in den ersten nachfolgenden Jahren, die erzeugten Strommengen nicht ausreichten und des öfteren Stromabschaltungen vorgenommen werden mußten. Viele Kraftwerke waren zerstört und mußten erst wieder aufgebaut werden. Als Werner von Siemens im Jahre 1866 die Dynamomaschine erfand, konnte er nicht ahnen, was für einen Nutzen die Elektrizität der Menschheit brachte.

In Gaußig selbst vergingen noch mehr als 40 Jahre, bevor die Elektrizität im Orte Einzug hielt. Erst im Jahre 1908 erhielt Gaußig Anschluß an das Stromnetz. Lieferant des Stromes war das Elt-Werk in Bautzen.

Und wiederum dauerte es nochmals 50 Jahre, bis auch das letzte Haus im Ort den Stromanschluß erhielt. Es war das Haus Pakosnick Nr. 14 im Jahre 1962.

Vorerst wurde der Strom nur zur Beleuchtung der Räume im Hause genutzt. Später wurde auch der Kraftstrom zum Betreiben der Maschinen genutzt. Eine Straßenbeleuchtung wurde erst nach dem ersten Weltkriege installiert. Zuvor gab es nur eine Petroleumlaterne vor der Kirche. 1957 wurde die Straßenbeleuchtung erneuert und nun brennen des nachts in Gaußig 24, in Golenz und Günthersdorf je 5 und in Zockau 3 Straßenlaternen. Von Jahr zu Jahr wächst der Stromverbrauch und immer mehr elektrische Geräte werden in Gebrauch genommen.

Seit 1955 hat auch die Kirche eine elektrische Beheizung. Auch das lästige Bälgetreten für die Orgel übernimmt ein Elektromotor. Für das Läuten der Glocken ist seit 1960 ebenfalls eine elektrische Anlage vorhanden.

Motorisierung

Als vor dem ersten Weltkrieg die Motorisierung ihren Anfang nahm, war der erste Besitzer eines Automobils im Ort der Graf Schall. Natürlich fuhr er nicht selbst, sondern hielt sich einen Fahrer (es war sein langjähriger Kammerdiener König).

Nach dem ersten Weltkrieg gab es nur einen kleinen Kreis Bessergestellte, die sich ein Auto oder Motorrad leisten konnten, z.B. der Arzt Dr.Peschek.

Erst nach dem zweiten Weltkriege begann in den 50er Jahren die allgemeine Motorisierung. Vor allem die der Zweiradfahrzeuge. Es begann mit dem Fahrradhilfsmotor, dem Moped und dem Motorrad. In den 60er Jahren wurde dann auch das Auto aktuell. 1962 gab es in Gaußig 26 PKW, 5 LKW. 116 Kräder, 102 Mopeds und 5 Zugmaschinen. Insgesamt 261 Fahrzeuge mit Volksgut. Die beiden früheren Tankstellen im Ort. bei Karl Schneider und Walter Pietsch, sind nach 1945 nicht wieder eröffnet worden. Zur Unterstützung der Polizei und vor allem der Kraftfahrer selbst, gibt es ein Verkehrssicherheitsaktiv. Dieses Aktiv führt von Zeit zu Zeit Verkehrsschulungen durch, kümmert sich um die Aufstellung von Verkehrszeichen und führt jährlich die Überprüfung der Kraftfahrzeuge durch.

Schon vor dem Kriege bestand eine Buslinie nach Bautzen. Nach dem Kriege wurde diese Linie bis Bischofswerda erweitert. Außer dieser Linie verkehren noch viele Arbeiterbusse für die Schichtarbeiter nach Bautzen, Kirschau und Wilthen.

Täglich fahren auch die Schulbusse für die Kinder der Zentralschule Gaußig.(1963)

Die Wasserversorgung (1963)

Trotz vieler Fortschritte gibt es in Gaußig noch keine zentrale Wasserversorgung. Allerdings gibt es mehrere Leitungen. Eine davon versorgt das Schloß. Ihr Hochbehälter liegt am Hange des Fuchsberges. Das Volksgut bezieht sein Wasser aus dem sogenannten Brückerch, in der Flur Naundorf. Eine dritte Leitung, die nur die Brauerei versorgte, ist inzwischen verfallen. Ihre Quelle lag auf Diehmener Flur, sie hatte Rohre aus Holz, welche die jeweiligen Brauer selbst bohrten. Viele Haushalte haben eine eigene Wasserversorgung aus einem Brunnen. 1959 gab es in Gaußig 26, in Günthersdorf 8, in Golenz 5 und in Zockau ebenfalls 5 dieser Anlagen. 


Der Theaterring (1963)

Eine Einrichtung der Nachkriegszeit ist auch der Theaterring. In den 1930er Jahren wurde zwar schon einmal Ähnliches versucht, doch war es nur von kurzer Dauer. Jetzt fährt der Theaterbus die Teilnehmer zu den Vorstellungen nach Bautzen. Durch die Programmhefte ist jeder vorher informiert. Spieltag ist jeweils der erste Dienstag im Monat. Die Teilnehmerzahl schwankt um die 60 Personen herum. Geboten werden Schauspiele, Opern, Operetten und Konzerte.

Volksgut-Chor

In den 1950er Jahren gab es auch einen großen gemischten Chor, welcher von dem Bürger G. Miedl mit Namen geleitet wurde. Der Chor gab auch öffentliche Konzerte, die immer stark besucht waren und großen Anklang fanden. Nach dem Wegzug des Dirigenten ist dann leider auch der Chor aufgelöst worden. (Bem. 2011: Gerd Miedl lebt noch heute in Günthersdorf – Wegzug? Nachtrag: +2012)

Freundeskreis der Musik

Ein kleiner Kreis Interessierter an klassischer Musik hat sich in den 70er Jahren zusammengefunden. Mehrmals im Jahr finden Konzerte im Spiegelsaal des Schlosses unter Mitwirkung namhafter Künstler statt. Leitung über 25 Jahre: Hans Rausendorf, später Dr. Weißig, Zahnarzt.

Imker in Gaußig (1963)

Die Imker sind in einer eigenen Sparte zusammengeschlossen. Dazu gehören die Orte Gaußig, Naundorf, Cossern, Zockau, Golenz, Katschwitz, Weißnaußlitz, Dretschen und Drauschkowitz. Die Mitglieder dieser Sparte betreuen etwa 500 Bienenvölker. Als bisher günstigstes Jahr wird 1963 bezeichnet. Infolge der chemischen Unkrautbekämpfung wird darüber geklagt, daß die Honigerträge früher größer waren und nun nicht mehr erreicht werden.


Ein Gaußiger gründet den Steinbruch am großen Jungfernstein

1840 wurden auf dem großen Jungfernstein (Naundorfer Flur), von Ackermann aus Gaußig und Heide aus Tröbigau ,am Tröbigauer Berge, ständige Bruchstätten errichtet und damit der Grund zu dem heutigen blühenden Steinbruchgewerbe am Klosterberg gelegt.

(Unsere Heimat - Beilage zum Sächsischen Erzähler vom 6.7.1936)|

Den Anstoß zum Steine brechen gab der Eisenbahnbau Dresden - Görlitz. Die große Demitzer Eisenbahnbrücke ist nur aus Granitsteinen erbaut.

Im Bericht über die Gaußiger Communalgarde vom Jahre 1848 taucht Frau Steinmetzmeister Ackermann unter den Namen auf, welche die Fahne der Communalgarde stickten. Ackermann besaß eine Wirtschaft, das jetzige Forstamt in Gaußig. Die granitenen Säulen am Eingang geben heute noch Zeugnis von Steinmetzmeister Ackermann.

Es wird berichtet, daß Ende der 1920er Jahre dieses Jahrhunderts der Graf Schall-Riaucour Gelände am Jungfernstein zur Eröffnung eines neuen Bruches abgetreten habe, und die Arbeiter ihm zum Dank das granitene Eingangstor an der Nordseite des Schloßparkes, gegenüber der Schule, errichtet hätten.

Einige Ereignisse der jüngeren Vergangenheit, die es wert sind, der Vergessenheit entrissen zu werden

Karl (wahrscheinlich Erich) Müller

Schrankenwärter am Bahnübergang nach Medewitz, rettete 1958 einem kleinen Jungen das Leben, indem er ihn wenige Meter vor dem durchfahrenden Zuge von den Schienen holte.

Wilhelm Jahns

Angestellter der Reichsbahn auf dem Bahnhof in Seitschen .1961 verhinderte er durch seine schnelle Handlungsweise ein großes Zugunglück. Damals, das zweite Gleis war noch demontiert, mußten des öfteren Züge an Bahnhöfen auf das Rangiergleis geleitet werden, um den Gegenzug vorbeizulassen.

An diesem bewußten Tage bemerkte W. Jahns im letzten Moment, daß der Fahrdienstleiter die Weiche für den aus Dresden kommenden Güterzug noch nicht gestellt hatte. Für den aus Bautzen kommenden Schnellzug war aber freie Durchfahrt gegeben. Jahns betätigte geistesgegenwärtig aus eigenem Entschluß die Bahnhofsweiche und leitete den Güterzug auf den Prellbock. Der Lokführer leitete noch eine Schnellbremsung ein. Trotzdem wurde der Prellbock weggerammt. Für den Schnellzug konnte die Durchfahrt noch im letzten Moment gesperrt werden. Seine Weiterfahrt mußte er dann zurück nach Bautzen und über Wilthen fortsetzen

Kurt Löhnert

Er kam 1948 aus russischer Kriegsgefangenschaft. Es war Herbst und er kam des Nachts auf dem Bahnhof in Seitschen an. Wohlgemut strebte er den bekannten Weg seinem Heimatdorfe zu. Es war ihm aber nicht bekannt, daß der Brückenbogen hinter dem Bahnhof nach Zockau gesprengt war.

Der Durchgang war nur durch einige Pfähle gesperrt worden und genau durch eine solche Lücke trat K.Löhnert in dieser mondlosen Nacht auf die Brücke. Im letzten Moment gewahrte er vor sich gähnende Finsternis. Einen Schritt weiter und er hätte sich 6 Meter in die Tiefe gestürzt.

Die verhinderte Entwicklung von Gaußig

Gaußig konnte sich nie richtig entwickeln. Alle Besitzer des Schlosses bzw. des Gutsbezirkes waren weitblickend, daß die Gutsarbeiter und Untertanen nicht abwanderten. So wurde z.B. verhindert, daß die Eisenbahnstrecke Dresden - Görlitz 1840 wie zuerst vorgesehen, seitlich von Cossern, Günthersdorf, Gaußig, Katschwitz, Neudrauschkowitz geführt wurde.

Bei dieser geplanten Streckenführung wäre ein großer Teil des Grundbesitzes der Herrschaft geteilt worden. Ferner wäre es durchaus möglich gewesen, daß sich irgendwelche Industrie in der Nähe der Bahn angesiedelt hätte und der Arbeitermangel in der Landwirtschaft könnte sich vergrößern. Auf die Einwohnerschaft wurde keine Rücksicht genommen. Autos und Fahrräder gab es noch nicht. Dafür konnten sich die Herrschaften in ihren Kutschen zur Bahn fahren lassen. Auf dem Bahnhof in Seitschen gab es dafür extra ein Wartezimmer erster Klasse mit Polstermöbeln. In Gaußig selbst wurden passende Grundstücke aufgekauft. So kaufte man die Ackermannsche Wirtschaft, wo jetzt das Forstamt und das Hofearbeiterhaus steht. Ebenso die Neumannsche Schmiede mit dem Grundstück, wo jetzt das Rentamt steht mit dem dahinterliegenden Gärtnereiland. Ebenso wurde auch in Klein Gaußig viel Land von der Herrschaft aufgekauft. Die Catasternummem 8,9 und 10 waren früher größere Güter. Ihre letzten Besitzer waren Löhnert, Noack und Stiebitz. Zwei Höfe lagen hinter der Mühle und ein Hof im jetzigen Hänselschen Garten. Die Mühle selbst wurde vom Grafen Kayserling erbaut. Bis 1945 befand sich am Südgiebel das Kayserlingsche Wappen. Törichterweise wurde es damals als Zeichen des Feudalismus entfernt. Ein Mühlenbesitzer hatte diese Wassermühle an die Gutsherrschaft verkauft.

Die letzten Besitzer hießen Heber, Haser und Wilhelm Kästner. Vom Letzteren kaufte die Herrschaft die Mühle für 10.000 Taler zurück. Vor allem war der Herrschaft an den Feldern gelegen, die mitten in den Rittergutsfluren lagen, dadurch verhinderte man auch, daß sich der Wasserkraft wegen Industrie ansiedelte. Der zur Mühle gehörende Mühlteich besteht heute noch. Er befindet sich in Günthersdorf.

Auch in den umliegenden Dörfern wurden bei Gelegenheit Fluren und vor allem Wälder aufgekauft, sodaß eine zusammenhängende Waldfläche um Gaußig herum entstand.

Vor allem nach Schadenfeuern trat die Herrschaft sofort mit günstigen Angeboten auf den Plan, indem sie den Besitzer erst sein Bauholz schlagen ließ und dann mit einem günstigen Preise aufwartete.

Freilich muß man auch anerkennen, daß durch eine geregelte Forstwirtschaft die Wälder in unserer Gegend in sehr gutem und gepflegtem Zustand waren.

In Diehmen z.B. hatte die Gaußiger Herrschaft im Laufe der Jahrzehnte sämtliche Bauernwälder aufgekauft. Lediglich der Bauer Haufe behielt seinen Besitz und lag mit seinen Waldflächen mitten im gräflichen Forstbesitz.

Anmerkung von H.Marschner: Dieser Abschnitt stammt bestimmt aus der Feder von R.Jatzke. Er hatte als Bürgermeister viel mit der Herrschaft zu tun und besaß großen Einblick in alle Akten. Zwischen der Grafschaft und den umliegenden Orts-Obrigkeiten herrschte immer ein gutes und gerechtes Verhältnis. Von beiden Seiten wurden stets die beiderseitigen Pflichten und Rechte beachtet. Die umliegenden Bürgermeister hatten ja des öfteren mit den gräflichen Beamten, dem Forstmeister, dem Oberinspektor und dem Rentmeister zu tun. Hatten sich beide Seiten aber mitunter festgefahren, dann wurde das Problem letztendlich vom Grafen selbst gelöst, indem ein Kompromiß gefunden wurde, der beide Seiten zufriedenstellte.

Die Gaußiger Kirche

Die alte Kirche, seit etwa 1400 genannt, wird 1873 abgerissen, hatte drei Altäre, zunächst der heiligen Dreieinigkeit und der hl. Barbara, die zu Anfang des 15. Jahrhunderts gestiftet wurden. Dann den 1489 gestifteten des hl. Martin. An Stelle des hölzernen Dachreiters wurde 1792 ein steinerner Turm erbaut Seine, von einem Sturme 1794 herabgeworfene Haube, erhielt er erst 1802 wieder. Die Kirche wird als länglich schmaler Bau mit Schindelbedeckung geschildet. Biblische Bilder schmückten die Decke, Leichensteine, Epitaphien, Totenschilder und Fahnen das bunte Innere. Alles wurde 1828, auch Kanzel, Altar und Taufstein, übertüncht durch Ausweißen. Die neue Kirche wurde an Stelle der bis auf den Turm abgebrochenen alten Kirche von 1873 -1874 nach Plänen von August Schramm aus Zittau erbaut.

Gurlitt, S.58/59 Bau und Kunstdenkmäler des Königsreiches Sachsen.

Die Kirchenturmkugel als Zielscheibe

Im Jahre 1930 wurde festgestellt, daß die Kugel auf dem Kirchturm einige Löcher aufwies. Die Täter blieben zunächst unbekannt. Der Kirchenvorstand setzte eine Belohnung von 50 Mark aus und gab diesen Beschluß in der Tageszeitung bekannt. Im Dorf selbst hatte niemand diesen Vorgang beobachtet. Aber ein Eisenhändler aus Eibau, hatte beobachtet, daß zwei Söhne des Grafen mit dem Tesching darauf geschossen hatten. Als er die Notiz in der Zeitung gelesen hatte, meldete er es bei der hiesigen Polizei. Es soll gräfliche Hiebe gesetzt haben. Die Reparatur kostete 700 Mark.


Kirchliche Gebühren nach dem Gesetz vom 1. Januar 1877

Infolge des Gesetzes erhält der Pfarrer für alle und jede Mühewaltung ein jährliches Fixum von 2.800 Mark in monatlichen Raten von den Kirchenkasse ausgezahlt.
Der Kirchenschullehrer dagegen 730 Mark jährliches Fixum, ebenfalls in monatlichen Raten aus der Kirchenkasse.
Es hat mithin niemand mehr mehr ab 1.1.1877 eine Gebühr für kirchliche Handlungen an den Herren Geistlichen zu zahlen. Die Gebühren fließen von nun an in die Kirchenkasse und es sind die Gebühren bis auf weiteres vom Kirchenvorstand festgesetzt worden:

Taufen

eine Haustaufe mit Rede

20.00 Mark

eine Haustaufe ohne Rede

10.00 Mark

gewöhnliche Taufe in der Kirche, ohne Rede

umsonst

Trauungen

eine Trauung I. Grades

30,00 Mark

eine Trauung II. Grades

20.00 Mark

eine Trauung III. Grades

10.00 Mark

gewöhnliche Trauung

umsonst

Comunion

Privatcomunion einer Familie in der Kirche

10.00 Mark

Eine Krankencomunion

1.00 Mark

Für den Konfirmantenunterricht eines Kindes

l.00 Mark

Für ein Zeugnis jeder Art

1.00 Mark

Für jeden Fall und darüber

0.50 Mark

Ein Sühneversuch mit Erfolg

umsonst

Ein Sühneversuch ohne Erfolg

15,00 Mark

Außer vorgemerkten Sätzen ist noch zu zahlen

extra für Gedächtnis läuten

2.00 Mark

für die Grabstelle

0,38 Mark

für Leichentuch, das Neue

0.50 Mark

für das alte Leichentuch

0.12 Mark

August Steudner
Gem. Vorstand

Gaußigs Krieger-Ehrenmal

Das Kriegerdenkmal für die gefallenen Helden des Weltkrieges 1914 bis1918 wurde auf dem ehemaligen Friedhof neben der Kirche im Jahre 1921 errichtet. Vertreten sind die Orte Gaußig, Günthersdorf, Golenz, Diehmen, Medewitz, Cossern, Zockau und Drauschkowitz. Auf den vier Kupfertafeln sind 88 Namen verewigt, 21 alleine von Gaußig.
Für die Gefallenen des 2.Weltkrieges wurde ein Ehrenbuch mit den Daten ihres Todes angelegt. Es liegt in der Vorhalle der Kirche aus. Jeweils ist die Seite aufgeschlagen, in welcher Woche die jeweiligen Soldaten gefallen sind.

Die Gaußiger Pfarrer 

Katholische Pfarrer

Pfarrer Albertus um 1376

Pfarrer Nicolaus de Drebisco nach 1376

Pfarrer Hermanus 1408

Pfarrer Johannes Lessintrunk um 1422

Pfarrer Pameratius Ende des 15. Jahrhunderts, er errichtete den Altar des heiligen Martinus

Pfarrer Lucas Kechnicht um 1531, er war gleichzeitig Altarist am Altar Maria Magdalene in Göda

Pfarrer Johannes Grunav - er verkaufte die Gaußiger Hundesude an den Rat der Stadt Löbau für 100 Thaler

Pfarrer Jakob Baro um 1550

Pfarrer Lucas Jentzsch zur Zeit der Gaußiger Kirchenvisitation 1559, von Visitatoren und Feinden viel geschmäht.

Pfarrer Andreas Jentzsch (Bruder) gestorben 1583 Pfarrer Georgius Fabricillus bis 1596

Pfarrer Andreas Lehmann Parochus von Gaußig bis 1611

Pfarrer Martin Mättig 1610 -19, letzter katholischer Geistlicher

Evangelisch-Lutherische Pfarrer

J. Christan Praetorius -1647 bis 1661 Georg Just-l 661 bis 1665 Carl Zacher-1666

Carl Sigmund Bliesenig -1666 bis 1682

M. Abraham Frenzel -1684 bis 1686, hervorragender Oberlausitzer Historiker und Sprachenfor-scher)

Johan Ast-1686 bis 1690

Johannes Richter -1690 bis 1706

Matthäus Rheinisch -1706 bis 1743

Andreas Noack -1744 bis 1780

Gottlob Ehrenfried Noack -1780 bis 1810, Sohn des Vorigen

Peter Krahl -1811 bis 1816

Johann Domaschke -1817 bis 1841

Georg Ernst Mros -1842 bis 1870

Carl August Jaeckel -1871 bis 1884

Andreas Miethe -1884 bis 1890

Johan Georg Handrick -1890 bis 1926

Harald Niedner -1927 bis 1945, Missionar in Brasilien

Waltsgott-1945bisl951

Pahler-1951 bis 1971

Bauer-1971 bis 1979

Frey -1979 -


Der Gaußiger Friedhof

Ein Stück Geschichte der Heimat vermittelt uns auch ein Gang über den Friedhof. Der Tod kommt nicht immer als Erlöser. Alt und jung finden hier ihre letzte Ruhestätte. Wer hätte nicht mit jener Mutter getrauert, die ihr Kind zum ersten Schultag schickt und welches auf dem Heimwege durch einen Lastwagen den Tod fand. Sein erster Schultag war auch der letzte. Durch Mörderhand, erschossen, ein junges blühendes Mädchen aus Naundorf. Der Spruch auf dem Grabstein zeugt vom Schmerz der Eltern. Ebenfalls durch Mörderhand, die Täter wurden nicht gefaßt, starben am Bahnhof Seitschen 1947 zwei Polizeier. An die Kämpfe gegen Ausgang des Krieges, die auch Gaußig nicht verschonten, erinnern zwei verrostete Stahlhelme auf zwei Kriegsgräbern. Einstmals ruhten hier auch einige Engländer, diese Gräber wurden denn aber exhumiert und auf einem Sammelfriedhof beigesetzt. Wer als Fremder den Gaußiger Friedhof durchwandert, dem fällt auf, daß bei den Verstorbenen der Nachkriegszeit oft ein schlesischer oder sudetendeutscher Name als Geburtsort angegeben ist. In den letzten Kriegsjahren und nach dem Kriege wurden viele Menschen aus ihrer angestammten Heimat vertrieben, und die hier ihre letzte Ruhestätte fanden.

Gleich am Ende des ersten Querweges findet man ein Grab, daß über die Zeit hinaus erhalten geblieben ist. Michael ROSTOCK steht auf der Tafel. Er starb als Lehrer im Jahre 1893. Sein Name hat unter den Fachleuten der Botaniker einen guten Klang noch heute. Mehr als 40 Jahre lebte er bescheiden als Dorfschullehrer in Dretschen. Unermüdlich durchstreifte er die Natur der näheren Heimat, besonders im Gebiet des Pichoberges und erforschte die Pflanzenwelt. Er korrespondierte mit Universitäten und Gelehrten, seine Verbindungen reichten bis nach Wien und Amsterdam. Er war gebürtiger Sorbe, sein Verdienst bestand auch darin, daß er die wissenschaftliche sorbische Sprache schuf.

Der Friedhof im Schloßpark

Im Park befindet sich ein kleiner Friedhof für die Grafschaft Gaußig. Angelegt wurde er im vorigen Jahrhundert. Daß er nicht voll belegt ist, liegt auch daran, daß viele Mitglieder der gräflichen Familie in aller Welt den Tod gefunden haben. So ist von der letzten Familie Schall-Riaucour nicht ein einziges Mitglied (doch, Josef 1944) auf dieser Ruhestätte beigesetzt.

SAGEN

Die Sage vom Raubschloß
(Die wilden Rosen vom Gickelsberg)

Ein Ritter des Raubschlosses hatte zwei bildschöne    Töchter, welche mit den Landleuten in liebreicher Weise verkehrten.

Ihr Hauptvergnügen bestand darin, daß sie allsonntäglich im benachbarten Naundorf erschienen, um daselbst im Gasthaus mit den jungen Burschen nach Herzenslust zu tanzen.

Die Burgfräuleins trugen einfache Kleidung. Von ihrem flachsblonden Haar, daß stets mit wilden Rosen durchflochten war, wallte ein weißer duftiger Schleier hernieder. Um den Hals hatten sie immer eine mehrgliedrige Kette von Hagebutten gewunden.

Bei vorgerückter Zeit begaben sie sich auf den Heimweg. Sie ließen sich dabei gern von den schönsten und gewandtesten Tänzern begleiten und reichten denselben zum Abschied am Burgpförtchen je ein Heinröschen, daß sie aus ihrem Haar herausnestelten zum Lohne.

Aus der Schar der Bauernburschen erkoren sich die beiden wilden Rosen vom Gickelsberg, wie sie das Volk allgemein nur nannte, die "Frölns", auch ihre Bräutigame.

Doch vor der Vermählung brach ein Krieg über das Land herein. Das Schloß des alten Ritters wurde zerstört und er, samt seinen Töchtern, wurden enthauptet.

Nun umschweben ihre Schatten Sonntagabend, wenn drunten von Naundorf leise die Klänge der Musik herauftönen, die Trümmer der Burg, und blicken sehnsüchtig hinunter ins Tal. Schon mancher, der des nachts nach Neukirch wanderte, will sie gesehen haben, wenn sie unter schmerzlicher Gebärde mit ihren schönen weißen Fingern nach dem Halse zeigten, wo an Stelle der Hagebuttenkette der Blutstriemen des Henkerschwertes sichtbar war.

(In dieser Sage spiegelt sich das ganze Sehnen der einst so in Mißachtung lebenden unterdrückten Landbevölkerung nach einem Ausgleich der unüberbrückbaren Rangunterschiede wieder).

Erkenntnisse und Vermutungen des Chronisten Helmut Marschner:

Auf dem Hohen Hahn, südlich von Naundorf, befinden sich verwachsene Mauerreste. Ich nehme an, daß es eine Wehranlage aus der polnischen Herrschaftszeit von 1002 bis 1031 war. Bestärkt werde ich darin, daß 1964 zwei Forscher von der Universität Krakau in Diehmen nach dem Fuchsberg fragten. Leider habe ich erst später davon erfahren.


Alte Sagen um das Schloß Gaußig

Die versunkene goldene Kutsche auf dem Wege nach Golenz: Sie soll in alten Zeiten auf der Fahrt von Gaußig nach Budissin im Nebel vom Wege abgekommen sein und im Sumpf versunken sein.

Weiter erzählte man früher, daß es einen unterirdischen Gang vom Schloß nach außerhalb gegeben habe.

Die weiße Frau im Park

In der Mitternachtsstunde soll im Park eine weißgekleidete Frau herumgeistern. Sie wartet darauf erlöst zu werden.

Ein Bauer aus Diehmen, (mein Großvater), behauptete mir gegenüber, diese Frau gesehen zu haben. Im Jahre 1916 hatte er eine Fuhre Bienenvölker nach der Heide zur Bienentracht gefahren. Auf der Heimfahrt kam er nachts in der "Geisterstunde" am Park vorbei, wobei hinter dem Schwanenteich etwas weißes auf ihn zugeschwebt gekommen sei. Das Pferd sei daraufhin durchgegangen und er hatte große Mühe es wieder zu beruhigen.

H. Marschner

Eine lustige Begebenheit

Vor dem zweiten Weltkriege saß einmal eine Runde fröhlicher Zecher im Gasthof Gaußig beieinander. Unter ihnen auch ein Einwohner aus Golenz. Natürlich kamen auch Gespenstergeschichten zur Sprache, auch die von der weißen Parkfrau.

Einige Spaßvögel besprachen sich heimlich, den Golenzer Tischgenossen auf seinem Heimwege zu schrecken.

Einer von Ihnen lauerte ihm, mit einem Bettlaken umhüllt, auf seinem Heimwege auf. Als der Golenzer dann im Park heimwärts strebte, kam das "Gespenst" auf ihn zu und sagte mehrmals "ich bin das Parkgespenst" worauf dann die Antwort erfolgte: "und ich bin der Hager Johann aus Golenz", worauf man umkehrte und die Schlagfertigkeit nochmals ausgiebig befeuchtete.

Jüngeren Datums ist sicherlich die folgende Sage

Einst kehrte ein Musikant, der in Gaußig zum Tanz aufgespielt hatte, mit einigen Thalern in der Tasche nachts nach Neukirch zurück.

Als er auf dem üblichen Fußwege über die Bergwiese hinausgestiegen war und nun mutterseelenallein das Waldesdunkel betreten mußte, in welchem nicht weit entfernt das zerstörte Raubschloß liegt, zog er vorsichtshalber den Nickfänger, oder wie man in der Oberlausitz sagt, den "Einbögerich" aus der Tasche. Mit gemessenen Schritten ging er vorwärts. Da auf einmal ließ ihn der Schreck erstarrt stehen bleiben, denn auf dem schmalen Waldwege, unweit der Kreuzung, kam ihm eine weißverschleierte weibliche Gestalt entgegengewandelt, gefolgt von einem großen Jagdhund. Deutlich erkannte er beim Licht des letzten Mondviertels, welches matt durch das Gezweig schimmerte, daß das Wesen nach der Tracht der Gewänder, ein Burgfräulein vom Gickelsberg war. Näher und näher schwebte es heran. Jetzt sah er die Heckenröschen in dem hellblonden Haar, dann auch den roten Ring um den weißen Hals. Dann nur noch ein Schritt - und er fühlte sich am Arm angestoßen, worauf die Erscheinung plötzlich verschwunden war.



Jahrmarkt in Gaußig

Wenn Gaußig auch zu den kleinen Orten zählt, so hat es doch jährlich einen Jahrmarkt - ja, in früheren Jahren sogar deren zwei. Graf Keyserling hatte 1750 Gaußig erworben, 1755 noch Crostau dazu. Auf sein Bitten genehmigte der König, daß er gegen Entrichtung von 2 Reichsthalern an die Landeshauptmannschaftliche Kasse in Bautzen jährlich zwei Jahrmärkte in Crostau abhalten durfte. Sein Sohn bat 1766 um die Verlegung dieser Vieh- und Jahrmärkte nach Gaußig. Da er aber im gleichen Jahre Gaußig an Peter, Freiherr von Riaucour verkaufte, wurde sein Gesuch zunächst nicht erledigt. Der Sohn, Andreas Graf Riaucour, erneuerte 1775 das Gesuch um Abhaltung zweier Märkte in Gaußig.

1776 wurde dieses Gesuch genehmigt. Dafür mußten noch bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts jährlich 2 Thaler, 1 Neugroschen und 7 Pfennige an das Rentamt in Bautzen entrichtet werden.

Die Platz- oder Standgebühren gingen an die gräfliche Kasse.

Ein Jahrmarkt, das Datum konnte noch nicht ermittelt werden, ist vor der Jahrhundertwende weggefallen. Es handelt sich um den Viehmarkt, der jährlich im Herbste stattfand. In dem Kalender "Die Oberlausitzer Heimat" vom Jahre 1921 steht im Markt- und Messeverzeichnis:

Gaußig, 2. Juli KuK-Krammarkt (Was war 1921 noch König- und Kaiserlich?)

Bis zum Jahre 1925 fanden die Märkte auf dem Platz um die Kirche herum statt. Dann verlegte man den Markt auf den inzwischen planierten Platz beim Spritzenhaus. In der Nacht vom 24. zum 25.April 1953 brannte der Budenschuppen mit insgesamt über 100 Jahrmarktsbuden ab. Überhaupt waren die Märkte vor dem 2.Weltkriege recht umfangreich. Es gab an die 80 Verkaufsbuden und an die 30 Stände. Die Luftschaukel und Karusselle wurden stets auf der Wiese zwischen der Gastwirtschaft zum "Sächsischen Artillerie Trompeter" (heute Haus Kallauch) und der Töpferei aufgebaut.

Im Gemeindebuch vom 19. Januar 1883 steht ein Eintrag, der sich mit dem Jahrmarkt befaßt:

Wegen dem Anerbieten des Herrn Grafen, den hier seit Jahren stattgefundenen Jahrmarkt der Gemeinde zu überlassen ward Kenntnis genommen, aber noch kein Beschluß gefaßt.

Als das Marktrecht noch der Herrschaft gehörte, wurde der Markt auf dem Gutshofe abgehalten.

Jahrmarktsrecht in Gaußig

Im August 1884 richtet die Gemeinde an die Königliche Amtshauptmannschaft in Bautzen, den aufgehobenen Herbstmarkt in Gaußig, für die Gemeinde zu erwerben. Dieses Gesuch wird abschlägig beantwortet. Auch das Anerbieten der Rittergutsherrschaft, den Frühjahrsmarkt der Gemeinde zu überlassen, wird abgelehnt. Erst einige Jahre später wird das Marktrecht auf die Gemeinde übertragen.

Bei der Prüfung der Gemeinderechnung wird 1894 unter Punkt III vermerkt:

Die Jahrmarktsrechnung weist eine Einnahme von 160 Mark und 42 Pfennige und eine Ausgabe von 86 Mark und 82 Pfennige auf. Das bedeutet einen Überschuß von 73 Mark und 60 Pfennigen.

Dieses Geld wird bei der Sparkasse in Bautzen auf das Buch Nr. 116014 zinsbar eingezahlt. Das Vermögen der Jahrmarktskasse besteht zum Jahresabschluß 1894 in 208,37 Mark.


Jahrmarkt in Gaußig nach dem 2.Weltkrieg

Gegen Ende der 50er Jahre versuchte man die alte Jahrmarktstradition wieder aufleben zu lassen. Doch infolge der allgemeinen Warenknappheit kam kein rechtes Marktleben mehr auf. 1960 wurde das Schul- und Heimatfest mit dem Markt verbunden.

1962 gab es infolge der Lebensmittelknappheit keine Würstchenbuden, auch keine Pfefferkuchen. Ab dem Jahre 1963 fanden dann keine Märkte mehr statt.

1961 waren an Schaustellern und Firanten anwesend:

Kettenflieger

Hans Zartel, Wilthen

Karussell

Günther Zartel, Ebersbach

Schiffsschaukel

Gustav Schubert, Bautzen

Ringwurfspiel

Erich Linke, Zittau

Schießhalle

Gretel Zartel, Ebersbach

Eishalle

Oskar Jung, Kirschau

Verlosung

Hans Zartel, Wüten

Bierzelt

HO. Bautzen

Pfefferkuchen

Scheiding. Pulsnitz

Spielwaren

Ledrich, Dresden

Kurzwaren

Maletzko, Gaußig

Kurzwaren

Freuchel, Wilthen

Textilien

Rochinschsky, Bischofswerda

Textilien

Wendler, Neukirch

Puppenspiel

Roharck, Freital


Aus der Geschichte unserer Heimat

Vor der Zeitenwende war unsere Heimat durch germanische Stämme besiedelt. Im Zuge der Völkerwanderung setzten sich diese Stämme westlich ab. Ihnen folgten slawische Völkerschaften nach, welche ab dem 5. Jahrhundert die Gebiete bis zur Saale besiedelten.

Im Zuge der Christianisierung drangen dann die Franken ab dem 8 Jahrhundert wieder nach dem Osten vor. Bis zum Jahre 933 waren die Franken schon bis zur Elbe vorgedrungen. Dies ist auch das Entstehungsjahr der Burg Meißen.

958 begann der Bau der festen Orte Budissin.

Um das Jahr 1000 dringen aber die Polen wieder bis zur Elster vor.

Von 1018 bis 1032 kommt unsere Heimat unter polnische Herrschaft Und am 2. und 3 .Februar findet die Hochzeit der Tochter des Markgrafen Eckehardt, Odda, mit Boleslav von Polen, in der Schanze von Seitschen statt.

1032 endet die Polenherrschaft und unsere Heimat kommt wieder zum Markgrafentum Meißen. In dieser Zeit beginnt auch die Besiedlung unserer Heimat mit deutschen Menschen aus den westlichen Gauen statt. Im Jahre 1076 wird die erste christliche Kapelle in Göda errichtet. Göda war damals Pfarrort für 72 Dörfer im Umkreis.

In dieser Zeit entstanden auch die altbekannten Fußwege oder Steige. All diese Fußwege haben sich bis nach dem 2.Weltkrieg erhalten. Erst mit der beginnenden Motorisierung und der großflächigen Landwirtschaft sind sie allmählich verschwunden und in Vergessenheit geraten.

Von 1420 bis 1436 hatte unsere Heimat sehr unter den Raubzügen zu leiden.

1517 beginnt auch die Reformation in unserer Heimat Fuß zu fassen. 1618 Beginn des 30jährigen Krieges. In diesen Jahren tritt auch die Pest mehrere Male verheerend auf.

Auch unter den Kriegen Friedrichs des Großen und Napoleons hatte unsere Heimat zu leiden.

Bemerkenswertes aus dem vorigen Jahrhundert 

1837 verklagte der Einwohner Ackermann die Gemeinde, weil sie ihm zur Verbreiterung des Dorfweges ein Stück Land genommen hatte.

1867 am 26 Juli tobte über Gaußig und Golenz ein schweres Hagelwetter..

1870 wurde der Gaußiger Jahr- und Viehmarkt verboten, weil in Preußen die Rinderpest ausgebrochen war. 1875 traten in Gaußig die Blattern auf.

1898 bei der Übergabe der Amtsgeschäfte des bisherigen Gemeindevorstandes August Steudner am 29.Dezember an den Klempnenneister K. Pietsch, wird auch das Sparkassenbuch Nr. 116014 mit 331,71 Mark mitaufgeführt.

Der Klempnermeister Karl Pietsch war auch der erste amtlich eingestellte Fleischbeschauer im Gaußiger Gebiet. Nachdem 1888 in Cunewalde 30 Personen an trichienenbefallenem Schweinefleisch gestorben waren, wurde im Königreich Sachsen die amtliche Fleischbeschau eingeführt.

Erinnerungswertes aus Gaußig!

Auf dem Schwanenteich wurden bis 1913 Schwäne gehalten. Auch nach dem 2. Weltkrieg gab es noch einige Jahre lang Schwäne auf dem Teiche. Diese standen unter Obhut des Parkwächters Peter Janoschka. Er war früher bei der gräflichen Forstverwaltung als Forstaufseher angestellt. Im Jahre 1963 erlegte Janoschka mit der Luftbüchse 10 Bisamratten. Zu bemerken ist, daß er einarmig war. Nach dem Kriege erbaute er sich das schmucke Holzhaus am Kirchenteich.

Der Kirchenteich diente in früheren Jahren allgemein als Badeteich. Nach 1945 wurde vom Volksgut auf ihm eine Entenmast betrieben, wodurch der Badebetrieb eingestellt werden mußte. Der Versuch, eine moderne Bade- und Schwimmeinrichtung zu errichten, blieb in den Anfängen stecken.

Bis in die 60iger Jahre war auf den Gaußiger Gewässern noch der Eisvogel heimisch.

Gaußig als Großgemeinde

Im Jahre 1935 wurde Günthersdorf eingemeindet. Letzter Bürgermeister Alwin Bayer.

Die Eingemeindung von Golenz erfolgte im Jahre 1936. Letzter Bürgermeister war Paul Lange.

1950 wurde Zockau mit Gaußig vereint. Letzter Bürgermeister war August Gruschow.

Flurnamen der Gaußiger Teiche

Bauernteich                        Brösanger Teich

Dahrener Teich                        Golenzer Teich

Kirchenteich                        Medewitzer Teich

Pferdeteich                        Reifens Teich

Schafteich                        Silberteich


Ergebnisse verschiedener Volkszählungen

JAHR

Gaußig

Golenz

Günthersdorf

Zockau

1834

424

146

92

109

1843

464

157

87

102

1852

484

160

110

133

1861

456

168

106

151

1871

499

182

112

136

1880

511

210

128

128

1890

549

187

129

149

1900

558

160

124

158

1910

606

139

138

185

1919

601

178

186

196

1925

669

1933

981

1939

944

Die Bürgermeister der Gemeinde

Rothe, Johann Christian - Medicus

ab l. Juli 1839

Benofsky - Schlossermeister

Haaser - Mühlenbesitzer

Steudner, August - Seilermeister

1858 -1900

Pietsch, Karl - Klempnermeister

1900-1911

Jatzke, Richard - Nahrungsbesitzer

1911-1945

Hofmann, Johannes - Schlosser

1945 -1946

Sieber, Ewald - Arbeiter

1946

Urban, Otto - Schlosser

1946 -1947

Kotte, Paul - Landwirt

1947 -1955

Lindner – Genosse (SED)

1955

Grosche - Genosse

Mutscher - Genosse

Döring, Helga

bis 1988

Frau Wobst,

1989

Weltsch, Adam

bis Frühj. 1990

Pahler, Hans-Peter (Sohn des ehem. Pfarrers)

abFrühj.1990


Schule zu Gaußig

Seit 1959 ist die Volksschule Gaußig zur Zentralschule erweitert worden und durch den Anbau eines Gebäudeflügels 1971 vergrößert worden. Die zweiklassigen Dorfschulen in Naundorf und Dretschen wurden angeschlossen. Die Kinder werden durch Schulbusse hin- und zurückgefahren.

Folgende Orte gehören zum Schulbezirk:

Gaußig, Diehmen, Dretschen, Arnsdorf, Naundorf, Cossern, Zockau, Günthersdorf, Golenz, Katschwitz, Drauschkowitz, Brösang und Bahnhof Seitschen.

Stand des Schulwesens zu Beginn des Schuljahres 1963/64

Wochenstunden:

Klasse

Stunden

Klasse

Stunden

l

19

6

33

2

23

7

33

3

27

8

34

4

30

9

35

5

32

10

36

Polytechnischer Unterricht für die Klassen 7 und 10

Metallverarbeitung: Stahlfensterwerk Bautzen

Elektrotechnik: RFT Bautzen und in Gaußig Maschinenkunde: MTS Obergurig und Volksgut Gaußig

Landwirtschaft: Volksgut und LPG Patenschaftsverträge mit: VEG Gaußig, Verträge einzelner Klassen mit Forst, Tierzuchtbrigaden und Konsum

Werken: Werkraum im ehemaligen Schießstand Gaußig. Die Klassen 1 bis 3 je 1 Stunde wöchentlich, die Klassen 4 bis 6 je 2 Stunden wöchentlich

Techniken: Modellieren mit Plastilin, falten und schneiden von Papier, Flechten, Naturholzarbeiten, Drahtbiegearbeiten, Fahrradpflege und Reparaturen

Wanderungen: Jährlich 4 Wanderungen, Unterrichtsgänge nach Planung mit Fachlehrer Musikpflege: Obligatorisch je Klasse 1 Stunde Musik. 5 Kinder besuchen Volksmusikschulen, desweiteren bestehen 2 Akkordeongruppen und 1 Chor

Sport und Turnen: Obligatorisch wöchentlich 2 bis 3 Stunden; Vielseitige Geräte, Neuan-


schaffung: Sprossen-Schwebebalken. Olympiabarren, Turnbänke, Matten und Spannreck

Theater- und Kinobesuch: Organisierter Besuch bei erzieherisch wichtigen Kunstwerken

Außerschulischer Sport: Tischtennis, Fußball, Schach, Leichtathletik Bibliothek: Schule 353 Bände, Leserzahl 225

Schulfilme, Rundfunk: 1 Schmalfilmgerät, 1 Diaskop, 1 Episkop, 1 Tonbandgerät, 1 Rundfunkgerät. 1 Verstärker mit Mikrofon

Biologie und Gartenarbeit: Klassen 5 bis 10 je 3 Wochenstunden; Unterricht wird von Fachlehrern gehalten; Praktische Übungen und Versuche; Schulgarten etwa 1.000 m2;Betreuung von Klasse 1 bis 6; Erfolge: 1962 für etwa 1.265 Mark Gemüse verkauft

Handarbeiten: Unterricht wird mit je 1 Wochenstunde in den Klassen 3 und 4 erteilt, am Unterricht nehmen auch die Jungen teil

Kochunterricht: wird nicht erteilt

Schulräume

Klassenräume        11                 496m²

Turnraum              1                68m2

 Experimentierraum 1                 68m2

Werkraum      1                         30m2
Hortraum      1                        34m2

Schulspeisung

Seit 1951 durchschnittliche Teilnehmerzahl 270, Unkosten pro Tag 0,50 M, Zuschuß durch den Staat je Kind 0,15 M nur für Lebensmittel. Gesamthaushalt für die Schulspeisung 1963:

Einnahmen     27.600 Mark Ausgaben      54.7740 Mark (einschl. Löhne)

Mithilfe der Eltern

Elternbeirat seit 1951. Elternaktive in allen Klassen; Leistungen bei der Verschönerung der Schule; 1960 wurden 7 Klassenzimmer renoviert; 1961 Aufbau des Experimentierraumes; Unterrichtsbesuch in den letzten 3 Monatstagen

Krankenstand

1962 / 63 relativ viele Gelbsuchtfälle, insgesamt 57 ansonsten keine nennenswerten Erkrankungen, auch keine größeren Unfälle

Schulsparen

Gespart wird hauptsächlich in den unteren Klassen

Schulfeiern

werden entweder in Form von Schülerappellen oder im Saal der Parkgaststätte durchgeführt. Im Wesentlichen sind sie identisch mit den Staatsfeiertagen der DDR

Feriengestaltung

2 bis 3 Wochen Ferienspiele; Unkosten pro Kind und Tag 1,35 M, Gruppenwanderungen ein Zuschuß von 12 M pro Kind

Berufslenkung

Ständige Aufgabe der Klassenleiter; Ein Lehrer ist für die Verbindung zum Amt der Arbeit eingestellt; Aufklärungsvorträge für Schüler und Eltern

Zahnpflege

Jährliche Untersuchung durch die Jugendzahnklinik Bautzen; Eine Zahnpflegekartei wird geführt

Krankenbehandlung

Betreuung durch den Schularzt Dr. Bahr; Alle Schüler werden alle 2 Jahre dem Schularzt vorgestellt

Impfungen

Polioschluckimpfung für alle Schüler und Lehrer; TBC Schutzimpfung, Pockenschutzimpfung

Mitgeteilt von Herrn Direktor Spychalla

Nachrichten aus dem Gaußiger Gemeindebuch

1840 17. März: Da mehrfache Klagen über nachlässige Reinigung der Schornsteine durch Essenkehrermeister Neumann aus Budissin eingelaufen sind, beschließt der Gemeinderat, genanntem pp Neumann den Kontrakt aufzusagen und dafür den Essenkehrer Hentschel aus Bischofswerda von an mit dem Reinigen der Schornsteine zu beauftragen.

gez. A. Rothe, Gem. Vorstand

1849 wird der Schlossermeister und Hausbesitzer Johann Traugott Benofsky zum Gemeindevorstand gewählt. Er verstarb im Jahre 1854. Sein Nachfolger wird der Seilermeister August Steudner.

1856 Bau der Straße nach Naundorf

1861 Antrag auf Verlegung des Weges hinter dem Stallgebäude des Gasthofes durch Christian Zenker. Vom Gemeinderat zunächst abgelehnt. Nach Anordnung der hohen Behörde aber dann genehmigt und durchgeführt.


1864 In Zukunft werden die bisher unentgeltlichen Straßenbauten nach geleisteten Arbeitsstunden bezahlt.

1865 Straßenbau nach dem Bahnhof Seitschen beendet.

1884 30. Mai: Die von Herrn Rentier August Zenker gesetzte Straßenlaterne (wahrscheinlich vor dem Gasthof), welche derselbe der Gemeinde unter der Bedingung schenken will, wenn von derselben die Bedienung und Beleuchtungskosten getragen werden, lehnt man dieses Anerbieten ab, weil dadurch eine Last und bedeutende Ausgaben der Gemeindekasse erwachsen würden.

Weiteres über Gaußig

Leider hat Gaußig keinen Anschluß an das Gasnetz. Man behilft sich aber mit dem Propangas, welches in Flaschen bezogen wird.

Den ersten Telefonanschluß erhielt Gaußig im Jahre 1909 im Schloß. 1960 gibt es im Ortsbereich 27 Anschlüsse.

Der erste Besitzer eines Rundfunkgerätes war der Bäckermeister Teich im Jahre 1925.

Das erste Fernsehgerät betrieb Anfang der '50er Jahre der taubstumme Sattler Wersch auf dem Volksgut.

Im Jahre 1960 wurde im Dorf ein Waschstützpunkt eingerichtet, in der ehemaligen Stellmacherei Biesold. Dort sind außer zwei Waschkesseln, 4 elektrische Waschmaschinen und 2 Wäscheschleudern aufgestellt, außerdem auch eine Mangel. Eine Maschinenstunde wird mit 4,80 M berechnet.

Seit Mai 1962 besteht eine Buslinie von Bischofswerda nach Bautzen. Eine Fahrt nach Bautzen oder Bischofswerda kostet je 90 Pfennige. Außerdem fahren noch mehrere Schichtbusse die Werktätigen zu den Betrieben nach Bautzen, Kirschau, Wilthen und Bischofswerda.

Seit der Einrichtung der Zentralschule Gaußig im Jahre 1959 sind auch mehrere Schulbusse im Einsatz

Ackerbau in Gaußig im 18 Jahrhundert

Acht Bauern pachten die Güter Medewitz und Zockau von 1789-1801

Die Hauptgetreidearten waren in der Lausitz Roggen, Gerste und Hafer. Weizen wurde nur auf den besseren Böden und in kleinem Umfang angebaut. Ebenso Erbsen und Heidekorn. Die Aussaat des Rittergutes Gaußig im Jahre 1655 betrug an Roggen 71 Scheffel, Hafer 72 Scheffel, Gerste 26 Scheffel, Weizen 1/2 Scheffel. Heidekom 4 Scheffel und Erbsen l Scheffel,

In den Jahren von 1750 bis 1770 fand der Kartoffelanbau in der Lausitz Eingang. Besonders nach den Mißernten 1770 und 1771 und der darauffolgenden Hungersnot, wurde die Kartoffel verstärkt angebaut.

Aus dem Urbarium ist zu entnehmen:
Die Länge des Arbeitstages

In der Erntezeit müssen die Bauern, Panser und Auflader, solange noch eine Garbe auf dem Felde ist, arbeiten, wenn auch 7 Uhr des Abends vorbei ist.

(Zitiert bei Boelke)


Eine ganz neue Art von Gutsverpachtungen war auf den Rittergütern des Grafen Riaucour eingeführt worden. 1788 baten die Medewitzer Untertanen den Grafen, ihnen das Rittergut samt Zockau zu verpachten. Der Graf, in der Hoffnung, den Wohlstand seiner Untertanen zu heben, gab seine Einwilligung zur Verpachtung, mit der Bedingung, daß nicht mit der Gemeinde, sondern nur mit den acht Untertanen beider Orte als einzige Hauptpächter, der Vertrag abgeschlossen werde. Den Haupt-pächtem stünde es aber frei, Land weiter an die Einwohner zu verpachten. In dem Pachtvertrag heißt es, daß der Graf Riaucour Acker, Wiesen, Gebäude, Gärten, Untertanen deren Dienste, Zinsen, Fischerei, Mühle, Branntwein brennen, Schafe und Viehnutzungen alles in Bausch und Bogen, ein Jahr lang von 1789 bis 1790 und bei Erfüllung der Pachtbedingungen bis 1801 acht Medewitzer und Zockauer Untertanen für 800 Thaler pachtweise überläßt. Die Pächter bürgen mit ihrem Vermögen. Bei Weiterverpachtung dürfen die Grenzen nicht verrückt werden. Für die Naturaldienste soll ein Dienstgeld gegeben werden. Diese Umwandlung der Naturaldienste hat auf den Erbuntertänigkeitszustand nicht den geringsten Einfluß.

(Landesarchiv Nr. 2642 und 2645)

Aussaat und Ernte im 18 Jahrhundert

Die mit vier multiplizierte Aussaatmenge galt im l8.Jahrhundert noch als hoher Ertrag. In einem Entwurf über Revenuen des Rittergutes Gaußig vom Jahre 1749, die angeben sollten, wie hoch sich die Nutzungen des Rittergutes durchschnittlich belaufen könnten, wurde der Weizenertrag nach dem 4. Korn, der Roggenertrag nach dem 3. Korn berechnet. Die Gerste sollte einen 4 1/2-fachen Ertrag abwerfen. Wie stark diese Angaben abwichen, beweist das Aussaat-, Ernte- und Druschbuch der Rittergüter Gaußig, Diehmen, Drauschkowitz und Medewitz vom Jahre 1766:

Gaußig:

Aussaat

Ausdrusch

Scheffel

Viertel

Metzen

Frucht

Scheffel

Viertel

Metzen

Prod.

17

2

Weizen

57

1

1

3,3 fach

143

-

-

Roggen

376

2

21/2

2.6 fach

35

3

-

Gerste

137

2

3

3.8 fach

144

-

-

Hafer

258

1

-

2.3 fach

3

2

-

Erbsen

6

2

1

1.8 fach

5

-

-

Wicken

6

1

1

1,2 fach

12

3

-

Heidekorn

22

3

3

1.8 fach

-

2

31/2

Sommerrüben

2

-

-

3 fach

Willi Boelke, Bauer und Gutsherr in der Oberlausitz, 1957

Nach der angeordneten Bildung der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften im Jahre 1960 gaben sie sich folgende Namen:

Dretschen

Typ I

Granit

Arnsdorf

Typ 1

Am Pichotal

Göda

Typ 2

Durchbruch

Göda

Typl

Leichte Arbeit

Birkau

Typl

Aufbau

Semmichau

Typl

Grüne Aue

Gnaschwitz

Typl

Am Hasenberg

Günthersdorf

Typl

Einigkeit

Zockau

Typl

Erdenglück

Drauschkowitz

Typl

Vier Linden

Neu Drauschkowitz

Typl

Waldfrieden

Doberschau

Typl

Fortschritt

Diehmen

Typl

—-—

Soland

Typl

Bergfrieden

Wehrsdorf

Typl

Bergland

Wilthen

Typl

Sonnenblick

Salzenforst

Typ in

Sabo (sorbisch)

Preske

Typl

Wiesengrund

Techritz

Typl

Frohe Zukunft

Sora

Typl

Frohe Aussicht

Eine LPG im wendischen nannte sich "Gott schütze uns!"

Die Bauern aus Diehmen bildeten im Kreis Bautzen als letzte Gemeinde eine Genossenschaft und konnten sich auf keinen Namen einigen.


Die Schrebergärten

Eine Einrichtung der Nachkriegszeit sind die Schrebergärten. In den ersten Jahren nach 1945, als es noch große Schwierigkeiten in der Versorgung mit Lebensmitteln gab, bestand ein dringendes Bedürfnis nach Gartenland.

Von der Bodenreform wurde dazu das Gelände am Wege nach Golenz zur Verfügung gestellt, welches vorher teilweise als Sportplatz gedient hatte. Als Flurstück trägt es den Namen "Weinberg". Das Gelände reicht für Kleingärten in einer Größe von 150 bis 200 qm. Um Ordnung in diese Anlage zu bringen, gründete man eine Schrebergarten-Vereinigung. Die Leitung hat sich redliche Mühe gegeben, ihre Mitglieder über alle Fragen des Gartenbaues zu beraten. Außerdem versuchte man, und darin hat man sich jederzeit große Mühe gegeben, das gesellige Leben zu pflegen. Es gibt gemeinsame Autofahrten, Weihnachtsfeiern, Faschingsvergnügen und Fachvorträge. Die Gartenanlage selbst ist mit einer Ligusterhecke umgeben. 1962 wurden Tore an den Eingängen angebracht und jeder Gartenfreund hat nun einen eigenen Schlüssel. Als Leitspruch könnte man schreiben:

Wie fruchtbar ist der kleinste Kreis - wenn man ihn wohl zu pflegen weiß!

Das Volksgut Gaußig

Betriebsleiter des Volkseigenen Gutes:

1945-53 Riedel. 1953 Brückner, 1953-1954 Ballmann. 1954-59 Köhler, 1959- Schaschek

Viehbestand am 31. Dezember 1949:

3

Zuchtbullen

18.279.50 M

25

Milchkühe

14.400.00 M

l

Eber

850.00 M

14

Zuchtsauen

21.000.00 M

4

Zuchtböcke

5.000,00 M

108

Mutterschafe

5.400.00 M

1

Wachhund

20.00 M

GESAMTSUMME

46.049,50 M


Am 31 August 1955 erfolgte ein großer Hagelschlag. Schäden an den Kulturen des Volksgutes:

Weizen 20%, Sommerweizen 25%, Roggen 10%. Wintergerste 15%, Hafer 15%, Speiseerbsen 12%. Samenträger 20%. Wicken 15%.

Entenmast sowie Hühner- und Putenaufzucht bis 1960

20.000 Entenküken als Bestand. 7.690 Enten wurden verkauft.

Im Hühnerhof, auf dem Gelände des Seitschener Hayes werden jährlich 15 bis 16.000 Junghühner und Masthähnchen aufgezogen. Auf dem Gelände des Trolerschen Bienenhauses werden jährlich bis zu 150 Puten aufgezogen.

Im Sommer 1964 wurde in Seitschen an der Bahnanlage mit dem Bau einer Trockenanlage begonnen. Sie soll unter der Regie des Volksgutes stehen.

Ende Februar 1965 setzte ein kräftiger Nachwinter mit großen Schneefällen und Verwehungen ein. Am l3.November des Jahres erfolgte ein großer Kälteeinbruch. Futter- und Zuckerrüben waren z.T. noch nicht geerntet.

Der 30-jährige Krieg

Der 30jährige Krieg, der von 1618 bis 1648 andauerte, brachte auch unserer Heimat große Verluste an Menschen und Sachwerten. Die großen Heerführer waren der Generalissimus Wallenstein und der Schwedenkönig Gustav Adolf. Beide Mächtegruppen verfuhren nach dem Grundsatz, daß ihre Heere aus dem jeweiligen Lande verpflegt und versorgt werden mußten. Unsere Heimat war unter anderem auch etliche Jahre von den Schweden besetzt. Große Verluste erlitt auch die Bevölkerung durch Hungersnöte und Seuchenausbrüche. Auch trat in diesen Kriegsjahren die Pest in unserer Heimat mehrmals auf.

Die Schweden in Gaußig:

Meinen armen Untertanen zu Gaußig und Kleingaußig haben sie

» 25 Stück schönes Vieh genommen. Das Stück rechne ich aufs allergenaueste pro 10 Thaler =250 Thaler.

» 40 Schock Getreide mit ihnen verfüttert und zunichte gemacht, das Schock pro 4 Thaler, tut = 160 Thaler.

» An Hausrat, Kleidern und was dergleichen mehr, so sie ihnen verbet und weggenommen haben, wird gerechnet auf 80 Thaler.

» Summe was die Untertanen an Schaden erlitten =490 Thaler

Caspar von Haugwitz (getauft 22.11.1615. gestorben 17.07.1664)

Die Napoleonische Zeit 1813

Die Kämpfe im Frühjahr 1813 in der Oberlausitz und besonders während der Schlacht bei Baut-zen im Mai, wirkten sich auch in Gaußig aus. Als Napoleon vor der Schlacht seine Truppen aufstellte, lagerten auch französische Soldaten im Schloßpark. Für ihre Lagerfeuer suchten sie auch Papier. Sie fanden es in der umfangreichen Bücherei des Schlosses. Dies bemerkte ein französischer Leutnant, der dann diesen Bücherraub seinen Leuten untersagte. Er schrieb in ein Buch eine Entschuldigung für das Tun seiner Landsleute.

Im Gaußiger Kirchenbuch steht folgender Eintrag: Am 10. September 1813 vormittags 10 Uhr wurde Johann Förster aus Klein Gaußig von Marodeuren der Kaiserlichen Französischen Armee erschossen. Alter 34 Jahre.


Solche Vorfälle erregten natürlich die Bevölkerung. Es wirkte sich auch auf die Sterbefälle aus. Bis August blieb die Zahl durchschnittlich 10 Sterbefälleo Im September war es schon die doppelte Anzahl und stieg im November auf 25 Todesfälle. Man redet vom Franzosenfieber.

Der Krieg schlug sich auch bei den Eheschließungen nieder. 1812 gab es 42 Eheschließungen, 1813 waren es nur noch 17.

Alte Leute von Irgersdorf   erzählen, daß die damaligen Bewohner die kämpfenden Truppen während der Schlacht um Bautzen im Mai 1813, von der Teufelskanzel aus beobachtet haben. In der Nähe von Gaußig wollen sie gesehen haben, wie Kosaken einige Pulverwagen der Franzosen in die Luft gesprengt haben.

(Joh. Flechtner, Heimatbuch von Wilthen 1922. S.165)

Eintrag im Gemeindebuch, bezüglich Communalgarde vom 30. April 1857

Fahne der Communalgarde

In der Versammlung des Gemeinderates am heutigen Tage, ward der Beschluß gefaßt, daß die in Blatt 41 des Gemeindebuches, die von den Frauen und Jungfrauen gefertigte Fahne, welche dieselbe der damals bestehenden Communalgarde geschenkt hatten, zu dem Feste der bevorstehenden Glockenweihe, nach einigen Veränderungen, derselben, der Kirche geschenkt werden soll.
    
Karl August Steudner, Gemeinde Vorstand

(Weiteres dazu aus dem Gemeindebuch).

Weiteres zur Communalgarde

1. Von dem gegenwärtigen Chef der hießigen Communalgarde, Herrn Schmalz aus Birkau, wurde auf dessen Rechnung, sämlichen Gardisten Mützen und Blenden von schwarzem Glanzleder, unten mit einem schmalen rot-goldenen Bunde und deutscher Kokarde, außerdem eine schmale rotgoldene Litze angeschafft.

2. Nicht minder wurden vom Herrn Graf Schall-Riaucour 30 Thaler verehrt und namentlich dafür ohne andere unumgängliche Ausgaben zu gedenken. Werden für die C-Garde 19 Stück Lanzen angeschafft, welche der Commun als Eigentum angehören.

3. Von Herrn Rittergutspächter Hund als Adjutant, ein prima Signalklappenhorn, zu welchem noch ein zweites Horn aus der Kasse angeschafft wurde.

4. Sowie die zwei Schalonnärfahnen, vom Kommandant Karl Lehmann, von August Zenker und dem Feldwebel Heinrich Hähnel für ihre Rechnung angeschafft und der Commun als Eigentum übergeben worden.
(Zusatz: anscheinend von anderer Hand geschrieben. Wo sind aber diese Sachen hin?)

1945

Von Mitte Januar des Jahres kamen ununterbrochen Flüchtlinge von Ostpreußen, Westpreußen, Schlesien und Wolynien durch Gaußig. Ein großer Teil davon wurde für einige Tage im Ort beherbergt, bis sie sich wieder etwas erholt hatten.

Es gab keinen Raum im Ort der nicht belegt wurde. Auch die Säle im Gasthof und bei Hesse, sowie die Schulzimmer wurden belegt.

Durch die großen Strapazen gab es viele Kranke unter den Flüchtlingen, auch einige Sterbefälle. Nach dem endgültigen Zusammenbruch kam noch einmal ein großer Flüchtlingsstrom durch Gaußig. Er dauerte wochenlang. Es waren Flüchtlinge aus Pommem, Brandenburg und Sachsen.

Neben den Flüchtlingen kamen viele Zivilpersonen aus Polen und Rußland, die in ihre Heimat zurückströmten. Die Polen benahmen sich den Flüchtlingen gegenüber unmenschlich und nahmen ihnen das wenige gerettete Hab und Gut noch ab. Auch die Pferde und Wagen wurden einfach weggenommen. Verzweifelt standen dann viele Deutsche völlig mittellos auf der Straße. Vereinzelte KZ-Häftlinge und deutsche Soldaten in Zivil zogen durch den Ort

Große Herden von Rindern, Kühen und Schafen wurden abgetrieben. Nachts wurden die Herden auf die Weiden getrieben und die Bauern mußten Heu und Stroh liefern. Hin und wieder brach auch die Maul- und Klauenseuche aus und die Herden mußten einige Wochen Quarantäne durchmachen. In Gaußig selbst sind von den durchziehenden Herden 10 Rinder verendet. Ein großer Teil des Viehs mußte zum Schlachthof Bautzen zur Notschlachtung getrieben werden.

Der Zusammenbruch der Naziherrschaft brachte auch die politische Meinungsfreiheit. Als erste politische Partei trat die SPD in Gaußig auf. Sie wurde von Herrn Hans Hofmann aus Günthersdorf geführt. Nach der Vereinigung mit der KPD übernahm dann Herr Sieber die Leitung.

Ende 1946 ging dann die Leitung an Herrn Schindler über. Später gründete sich dann auch die CDU. Am 25.6.1945 wurde Herr Hans Hofmann zum Bürgermeister ernannt Ein Jahr später löste ihn Herr Sieber ab. Während seiner Amtszeit wurde eine größere Unterschlagung durch den Kassenverwalter Sambale festgestellt. Er wurde fristlos entlassen und der Staatsanwaltschaft übergeben. Herr Sieber mußte daraufhin sein Amt als Bürgermeister zur Verfügung stellen. Unter schwierigen Umständen übernahm dann Herr Otto Urban das Amt, hat es aber im März 1947 wieder niedergelegt.

Daraufhin übernahm dann Herr Paul Kotte das Amt des Bürgermeisters. Bei der Bodenreform wurde das Rittergut Gaußig in Staatsbesitz überführt, ebenfalls ein großer Teil der Wälder.

Die Landwirte von Gaußig, Golenz und Günthersdorf erhielten nur Waldparzellen zugeteilt, obwohl ihr Grundbesitz zumeist unter 5 ha lag. Gaußig ist zwar von großen Verheerungen des Krieges verschont geblieben, ebenso vor Bombenterror und Brand. Der frühere Wohlstand der Gemeinde und deren Einwohner ist aber durch den unsinnigen Krieg aufgezehrt worden.

Neben der alteingesessenen Bevölkerung von 910 Seelen, hat die Gemeinde bisher 284 Neubürger aufgenommen.

Gaußig. den 18.März 1947 gez. Richard Jatzke

Die Flucht der Gaußiger Einwohner 1945

Nach der teilweisen Einnahme von Bautzen im April 45 durch sowjetische Truppen und ein Vorstoß des Feindes bis Putzkau, erfolgte die erste Flucht der Einwohner nach dem Fuchsberge, Der Feind wurde aber wieder zurückgedrängt und Bautzen wieder freigekämpft.

Einzelne Wehrmachts- und Hitlerjugendverbände hatten sich im Gelände der Ortenburg über eine Woche behaupten können.

Anfang Mai ging die Wehrmacht unter der Leitung des Generals Schörner nach dem Sudetengau zurück. Die Bevölkerung aus den Dörfern schloß sich an.

Die zweite Flucht der Gaußiger Einwohner führte über Steinigtwolmsdorfbis nach Böhmisch-Leipa.

Bombengeschädigte in Gaußig

Infolge der schweren Bombenangriffe auf das Rheinland und das Ruhrgebiet, wurden Teile der dortigen Zivilbevölkerung evakuiert.

Gaußig und Nachbargemeinden nahmen Volksgenossen aus dem Gau Köln-Aachen auf. Ein Teil von ihnen kehrte später in ihre Heimatorte zurück, da ihnen die hiesigen Lebensmittelzuteilungen zu gering waren. Auch an die hiesige übliche einfache Kost gewöhnten sich die Rheinländer schwer. Es fiel auf, daß die Evakuierten auf Theater und Kino mehr Wert legten als die Einheimischen. Die Rheinländer haben zum Glück eine leichtere Lebensart und ertragen die schweren Schicksalsschläge leichter als die Sachsen. Neben den Rheinländern sind auch Berliner und Hamburger hier untergebracht.

Eine Mädchenklasse aus dem 8.Schuljahr mit Lehrerin aus Berlin wurde in Gaußig, Naundorf und Katschwitz untergebracht.

Bei schweren Luftangriffen auf Berlin und Leipzig ist von den umliegenden Bergen aus der Lichtschein am Himmel zu sehen.

Zur Ergreifung von ausgebrochenen Kriegsgefangenen sind Streifendienste von der Feuerwehr und der Landwacht eingesetzt worden.

Angeblich von Feindseite aus soll im Rundfunk die Warnung durchgegeben worden sein, daß Dresden von Kindern und alten Leuten geräumt werden sollte.

Das Vereinsleben in Gaußig

Wie überall in größeren Orten, gab es auch bei uns die verschiedensten Vereine. Ihre Gründungen lagen zumeist in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, und später.

Es gab Vereine mit von einer Behörde genehmigter Satzung oder Statuten. Die Gründe eines Zusammenschlusses lagen teils in wirtschaftlicher, teils in ideeller Natur. Natürlich waren auch viele Mitglieder aus den umliegenden Dörfern dabei.

1.Der Unterstützungsverein stellte sich die Aufgabe der wirtschaftlichen Unterstützung seiner Mitglieder bei besonderen Anlässen, z.B. Konfirmation der Kinder, Beihilfe bei Sterbefällen.

2. Der christliche Frauenverein pflegte christliche Gesinnung, unterstützte arme Einwohner zu Weihnachten oder in besonderen Notfällen.

3. Der christliche Missionsverein hatte sich zum Ziel gesetzt, die Kirche in ihren Missionsbestrebungen zu unterstützen.

4. der Militärverein, im dritten Reich zum Kyffhäu-serbund zusammengefaßt, pflegte die militärischen Traditionen. Pflegte das Schießen. Beim Tode eines Kameraden wurde eine Ehrensalve über das Grab geschossen. Natürlich nahm der Verein nur Kriegsteilnehmer oder gediente Männer auf. Besaß auch eine Vereinsfahne.

5. Den Imkerverein gab es vor und nach 1945.

6. Der Pfeifenclub tagte wöchentlich in Günthersdorf.

7. Der Männergesangsverein Gaußig ist oft in der Öffentlichkeit aufgetreten. Chorleiter war meist der jeweilige Kantor. Vorübergehend gab es auch einmal einen Militär-Gesangverein.

8. Das Kasino junger Landwirte sorgte für die Weiterbildung der Bauemsöhne und Töchter.

9. Der Jungdeutsche Orden hatte in Gaußig nur kurze Zeit Bestand. Er hatte eine extrem nationale Einstellung.

10. Der Turnverein wechselte von Blütezeiten zu Stagnationen. Aus diesem Grunde ist Gaußig auch ohne Turnhalle geblieben.


11. Die
 Schützengilde wurde 1928 gegründet. Baute sich 1931 einen Schießstand und weihte auch in diesem Jahr seine Vereinsfahne. Das Schützenfest fand jährlich im Mai statt.

12. Der Radfahr verein bestand

bis zum Jahre 1923.

13. Der Stahlhelm war uniformiert und pflegte die Traditionen aus dem ersten Weltkrieg.

14. Die Feuerwehr existierte anfangs als Orts -Pflicht- Feuerwehr, wurde aber später in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt.

15. Von 1933 bis 45 bestand in Gaußig ein SA-Sturm und auch eine NS-Frauenschaft. Natürlich gab es auch Einheiten der Hitler- Jugend, des Bundes Deutscher Mädchen, die Jungmädels und das Jungvolk, Pimpfe genannt.

16. Nach 1945 wurde die Sparte der Kleintierzüchter und Siedler gegründet.

Die Vereine hatten jeder ein bestimmtes Vereinslokal, wo auch der Vereinsschrank und die etwaige Vereinsfahne aufbewahrt wurden.

Die Schwesternstation

Seit dem Jahre 1955 besteht im Ort eine Gemeindeschwesterstation. Sie ist im ehemaligen Rentamt untergebracht, mit täglicher Öffnungszeit. Eine Zusammenstellung der geleisteten Arbeit im Jahre 1959:

573 Hausbesuche, 767 Bestrahlungen, 768 Verbände angelegt, 511 Personen wurden massiert, 1030 Besucher suchten die Station auf. Die Gemeindeschwester war beteiligt an:

36 Mütterberatungen, 10 Schutzimpfungen, 3 Schuluntersuchungen, 6 Geschwulstuntersuchungen, l Volksröntgenaktion.

Ortswehr 1918

Am 11. August 1918 wurde eine Ortswehr gegründet. An freiwilligen Mitgliedern gehörten ihr an:

Aus Gaußig 29, aus Golenz 4, aus Zockau 20. aus Medewitz 11, aus Naundorf 21 und aus Cossern 8 Mann. Ortsführer war Graf Schall-Riaucour, Stellvertreter Karl Fischer




Gaußiger Gaststätten

Die älteste Gaststätte ist der Gasthof , jetzt Parkgaststätte unter Konsumverwaltung. Früher mit Ausspannung und Fremdenzimmer. Saal für 400 Personen und Speisegaststätte.

Gaststätte Hesse , jetzt Kusch. Besitzt einen kleinen Saal (wurde abgerissen). Unter dem Vorgänger Kasper mit Schießstand und Lokal der Schützengilde.

Bis 1961 gab es die Gaststätte Karl Schneider . Der Besitzer wurde als ehemaliges NSDAP-Mitglied enteignet.

Die Errichtung des Ausschanks in der ehemaligen gräflichen Brauerei ist nicht bekannt. Im Betrieb blieb sie bis 1940.

Der Böttger Albin Stiebitz erhielt die Konzession 1900 und die Gastwirtschaft nannte sich "Zum Sächsischen Artillerie Trompeter" , mit Kegelbahn. 1950 wurde der Betrieb eingestellt.

Bis 1906 bestand in Klein Gaußig eine Schenke , Cat.Nr.67.

Golenz hatte zwei Gastwirtschaften. Die noch Bestehende wird von Krusche, einem Sudetendeutschen unterhalten. Die Gastwirtschaft Fischer bestand bis 1945. Ab 1950 Kindergarten.

Außerdem besteht noch eine Gastwirtschaft in Günthersdorf. Früher Zschimmer.


Gesuch des Gastwirtes Zenker um Abhaltung eines Scheibenschießens im Jahre 1844

Hochwohlgeborener Gnädiger Herr Forstmeister!

In Willens um mehrseitigen an mich ergangenen Wünschen zu begegnen, nächsten Sonntag und Montag über acht Tage als den 28. und 29. Juli dJ. ein Scheibenschießen aus gezogenen Gewehr zu veranstalten. Wage ich Euer Hochwohlgeboren das ganz untertänigste Gesuche Mir dazu gnädigste Erlaubnis und eine Karte ertheilen zu wollen. Erlaube mir aber zugleich die unterthänigste Bemerkung zu machen. Euer Hochwohlgeborenen wollen mir die Karte durch Überbringer diese gnädigst zustellen. Indem ich selbige heute noch nach Bautzen zur ferneren Unterschrift befördern muß.

Eine so große Gewogenheit würde lebenslänglich mit inniger Dankbarkeit verehren.

Ew. Hochwohlgeborener ganz unterthäniger Diener August Zenker Gastgeber

Gaußig, den 16. Juli 1844

Die Antwort auf dieses Gesuch lautet:

Dem Gastwirt August Zenker zu Gaußig wird damit seitens der Ritterguts- und Gerichtsherrschaft die Erlaubnis ertheilt, Sonntag den 28. d. Monats ein Scheibenschießen aus gezogenen Gewehr abhalten zu dürfen.

Konsumgeschäfte in Gaußig 1963

->        Eine Selbstbedienungsverkaufsstelle für Lebensmittel

->         Eine Schuhverkaufsstelle

->         Zwei Textilläden

->         Kommissions-Verkaufsstelle für Lebensmittel und Industriewaren

->                 Während der Sommermonate eine Eisdiele

->                 Eine Fleisch- und Wurstwaren-Verkaufsstelle

->        Eine Lebensmittel-Verkaufsstelle in Golenz

Handwerker in Gaußig

Im Jahre 1963 gibt es in Gaußig folgende Handwerker:

Henker, Walter

Tischlerei, vom Vater übernommen

Förster, Alfred

Spezialist für Kühlanlagen

Pöthig, Martin

Schuhmacher, Nachfolger von Müller

Erbe, Helmuth

Bäckerei, Nachfolger von Bjarsch-Teich

Frenzel, Georg

Bäckerei

Kassubeck

Frisör, Umsiedler aus Schlesien

Lange, Richard

Schmied

Kothera, Oskar

Tischlerei

Pietsch, Walter

Klempnerei und Elektriker

Garten, Horst

Elektriker, Nachfolger von Georg Pietsch

Hofmann, Hans

Werkstatt für Fahr- und Motorräder

Bergt, Walter

Schmied, Vorgänger Vater und Großvater

Fischer, Karl

Töpferei, an Sohn Werner übergeben

Bernd, Fritz

Schuhmacher in Golenz

Eingegangene Handwerksbetriebe

Röntsch, Bruno

Schlosserei in Golenz, ohne Nachfolger

Lauke, Max

Sattlerei, einziger Sohn gefallen

Wolf, Friedrich

Sattlerei, Sohn gestorben

Stiebitz, Albin

Böttcher, zwei Söhne im l. Weltkrieg gefallen

Biesold, Paul

Stellmacher, ohne Nachfolger

Hille. Oskar

Schneidermeister

Basler

Schmiedermeister, Umsiedler, verstorben

Zimmermann, Max

Uhrmacher, verstorben

Knizak

Schneidermeister, verstorben


Naturdenkmäler in Gaußig!

Zahlreiche starke Eichen zeichnen den Ort aus. so die Eichen am Mühlteiche, deren stärkste 5,3 Meter im Umfang mißt. Von drei Eichen an der Rieglitz be" trägt der Umfang 4,2 Meter. Ein besonders prächtiger Baum steht auf der Wiese östlich des Parkes, unweit des Weges nach Golenz, der Umfang beträgt 5,1 Meter, Höhe und Kronendurchmesser um 25 Meter. Gleichen Umfang besitzt eine Eiche am Wege nach Golenz an dessen Flurgrenze mit 6,3 Meter.

Bericht: Die Naturdenkmäler der Sächsischen Oberlausitz. Bautzen 1936 Seite 43/44 Max Militzer

Bruno Zimmermann

Nach langer schwerer Krankheit starb am 16. Oktober 1969 der Revierförster und Forstschutzbeauftragte Bruno Zimmermann, geboren am 24, November 1895 in Radmeritz, Kreis Görlitz. Er war vor allem tätig auf dem Gebiete der Entomologie, wobei er sich besonders mit Schmetterlingen und Käfern befaßte. Von 1921 bis 1935 gehörte er der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz an. 1935 erhielt er für seine Arbeiten auf dem entomologischen Gebiet das Diplom. Er arbeitete mit den Forstwissenschaftlichen Instituten Tharandt, Eberswalde und Jena zusammen. Einen guten Ruf erwarb er sich als Präparator.

(Ich, Martin Müller, Ortschronist, fertigte für seine Präparate die Beschriftung an)

Trockenheit in den Jahren 1661 und 1719

Nach der Wilke Chronik von Bautzen ist in diesen Jahren in der Lausitz eine Hungersnot infolge von Trockenheit und Mißwuchs. In diesen Jahren hatte auch das Kirchspiel Gaußig einen Sterbeüberhang.

Das Hungerjahr 1772

Das Jahr 1772 war ein Hungeijahr schlimmster Art, es übertraf noch das Vorjahr 1771. In den meisten Orten liegt die Zahl der Sterbefälle weit über den der Geburten.

1772m-______________________

Geburten

Sterbefälle

Neukirch

89

169

Bischofswerda

37

63

Sohland

47

87

Bautzen

264

458

nur Gaußig hatte

60

57

Sie verteilen sich auf folgende Jahrgänge:

Jahr

Sterbefälle

0-1

18

1-10

6

20-30

4

30-40

5

40-50

3

50-60

5

60-70

11

70-80

3

80-90

2

Warum gab es in Gaußig (Kirchspiel) keinen Sterbeüberhang? Hat Graf Riaucour geholfen? Der dazu in der Lage war?

Großer Schneefall setzte am 20. März 1770 ein. die Schneedecke verblieb bis zum 16. Mai. Dies war die Ursache für die Mißernte des Jahres 1770. Bis dahin war der Kartoffelanbau in Deutschland faßt unbekannt. Der Preußenkönig Friedrich II. erkannte den Wert der Kartoffel für die Volksemäh-rung und setzte den Anbau dieser Frucht in seinen Ländern durch.

Danksagung: Allen denjenigen, welche bei dem am 24. Februar 1921 Abends auf dem hießigen Rittergute ausgebrochenem Brande, bereitwillig so tatkräftig Hilfe geleistet haben, sodaß ein größerer Brand verhütet wurde, besonders auch sämtlichen erschienenen Brandspritzen, beziehungsweise den Mannschaften derselben, sowie auch dem Herrn Gemeinde Vorstand Jatzke, Gaußig, für die umsichtige Leitung der Löschungsarbeiten, sage ich hiermit herzlichen Dank.

Schloß Gaußig. den 28. Feb. 21 Graf Schall-Riaucour (Es handelt sich um den Brand in der Brennerei)


Pflanzenarten die der Botaniker Rostock für unsere Gegend festgestellt hat

Isis Dresden 1889

*Große Wasserlinse                 Günthersdorf
*Dreizack                        Günthersdorf                                Torfsumpf
* Wilden Reis                        Gaußig

* Weißes Schnabelried                 Günthersdorf
* Spassige Binse                 Gaußig
* zarte Binse                         Gaußig
* Wilde Tulpe                         Gaußig
* Doldiger Milchstern                 Gaußig
* Zackenschote                         Kleingaußig
* Mittlerer Sonnentau                Günthersdorf
* Geflügeltes Hartheu                 Kleingaußig
* Rosenmalve                         Gaußig
* Schönes Hartheu                 Gaußig
* Ohrlöffel Leimkraut                 Gaußig        
* Nachtlichtnelke                Gaußig

* Knolliger Kerbel                 Gaußig
* Moschsblümchen                 Gaußig

* Wiesenknopf                         Gaußig
* Nelkenwurz                         Gaußig
* geschlitzte Brombeere         Gaußig
* Schlesische Brombeere         Gaußig
* zweifarbige Brombeere         Gaußig
* Stechginster                        Gaußig

* Zottelwicke                        Gaußig

* Moosbeere                        Gaußig

* Hundszunge                        Gaußig

* Wasserschlauch                Günthersdorf

* Waldgamander                Gaußig

* Echtes Labkraut                Gaußig

* Steinlabkraut                        Gaußig

* Pestwurz                        Gaußig-

                                Günthersdorf

* Feinstrahl                        Gaußig

* Samkraut                        Gaußig

* Mohrkerze                        Gaußig

* Hirschzunge                        Gaußig

Auskünfte von Hans Hofmann, Günthersdorf, vom 2. Februar 1989

Herr Hofmann erlebte das Kriegsende 45 zu Hause Ende April, beim ersten Vorstoß der Roten Armee auf Bautzen, wurde auch die Evakuierung der Einwohner von Gaußig. zumindest bis Putzkau, angeordnet. Der größte Teil der Bevölkerung versammelte sich in der Silberschlucht, südlich von Gaußig. Das Vieh wurde nicht mitgenommen. Aber schon bald kehrte die Bevölkerung zurück. Beim zweiten Vorstoß des Feindes, Anfang Mai, etwa den 7.5., kam Herr Hofmann mit dem Fahrrad von Seitschen und als er ins Dorf einfuhr, sah er einen russischen Panzerspähwagen vor der Schmiede Lange stehen. Da er nicht mehr wenden konnte, wurde er von dem russischen Offizier angehalten und in gebrochenem Deutsch nach deutschen Soldaten gefragt. Daraufhin fuhren die Russen nach Brösang zurück. Der überwiegende Teil der Einwohner ging erneut auf die Flucht, in Richtung Sudetenland, kehrten aber am 8. Mai wieder zurück. Einige Tage nach der Kapitulation kam eine größere sowjetische Kraftwagenkolonne ins Dorf und fingen an die Kartoffeln des Rittergutes auf dem Mietenplatz bei der Feldscheune aufzuladen. Die Erregung im Dorf war große Man fürchtete, daß man auch die Pflanzkartoffeln abfahren würde. Hofmann begab sich in die Nähe des Mietenplatzes und sah, daß die Verladung im vollen Gange war. Zunächst begab er sich in die Wohnung des Lehrers Schneider, welcher unmittelbar daneben wohnte, und ließ sich von Frau Schneider eine rote Armbinde nähen. Worauf er sich zum aufsichtführenden Offizier begab und ihm klarzumachen versuchte, daß man unbedingt die Pflanzkartoffeln benötige. Der Offizier hatte durchaus Verständnis dafür und fragte wieviel man denn benötige. Da dies aber Hofmann aus dem Stegreif heraus nicht beantworten konnte, begab er sich unverzüglich zum Gutsinspektor Berndt, welchen er in der Gutsschreibstube zusammen mit dem Grafen Schall antraf. Nachdem man sich über die benötigte Menge geeinigt hatte, wurde Hofmann vom Grafen gebeten, die Verhandlungen mit den Russen zu führen. Wobei der Graf noch bemerkte: "Herr Hofmann, es ist uns bekannt, daß Sie schon immer die demokratische Linie vertreten haben". Hofmann erreichte dann, daß die Sowjets das benötigte Kartoffelpflanzgut zurückließen.

In den nächsten Wochen war Hofmann mit einigen Antifaschisten, also den Aktivisten der ersten Stunde, sehr bemüht die größten Schwierigkeiten zu überwinden. Man richtete in der Gastwirtschaft eine Suppenküche ein, um die durchkommenden Flüchtlinge notdürftig zu verpflegen. Auch wurde in der Schule ein Notlazarett eingerichtet, da es auch viele Kranke und Gebrechliche gab, welche von dem Dr. Weltzien betreut wurden. Auch sorgte dieser erste Ausschuß dafür, daß wieder Brot gebacken wurde und an die Bevölkerung abgegeben werden konnte. Auch mußten viele Heimatlose und Flüchtlinge im Dorf untergebracht werden, dann kamen des öfteren Militärkommandos ins Dorf, die Lebensmittel, Bekleidung, Motor und Fahrräder verlangten. Im Monat Juni wurde dann von Bautzen aus angeordnet, daß wieder Bürgermeister in den Dörfern amtieren sollten. In Gaußig wurde Hans Hofmann für dieses Amt eingesetzt. Er hat bis zum Frühjahr 1946 dieses schwere Amt bekleidet.

Man kann unmöglich heute noch all die Schwierigkeiten beschreiben, die nach dem totalen Zusammenbruch auftraten und irgendwie überwunden werden mußten. Sei es die Ernährung einigermaßen sicherzustellen, die Beschaffung von Baumaterial zur Behebung der Schäden an Häusern, BrÜkken und Straßen, oder im Winter die Versorgung mit Heizmaterial.

Im sogenannten Seitschner Hay wurde während des Krieges Munition gelagert. 1946 wurde dieses Waldstück abgeholzt, um Flächen für die Landwirtschaft zu schaffen. Auch die Familie Hofmann beteiligte sich an dieser Holzaktion. Dabei ereignete sich später folgender Unfall: Frau Hanni Hofmann steckte einmal ein Holzscheit in den Ofen, in welchem noch ein kleines Geschoß oder ein Zünder steckte. Bei der erfolgenden Explosion wurde der Ofen total zerstört und Frau Hofmann wurde durch die Küche geschleudert Wie durch ein Wunder kam die hochschwangere Frau Hofmann mit Prellungen und Hautabschürfungen davon. Bei diesen Arbeiten im Seitschener Hay verunglückte der Einwohner Ritter aus Brösang beim Stöcke roden tödlich, als er mit seinem Handwerkszeug unbeabsichtigt eine Granate zur Explosion brachte.

Aus den hinterlassenen Schriften des Chronisten Martin Müller:

Gegen Ende des Weltkrieges wurden im Seitschener Hay große Mengen Munition gelagert. Diese Stapel wurden bei Kriegsende gesprengt. Der tödliche Unfall des Einwohners Ritter ereignete sich am 7. April 1946.

IMPRESSUM:

Herausgeber:         Gemeindeverwaltung Gaußig

Redaktion:         S. Schade und S. Heimert

Satz und Ver-                        
vielfältigung:
         DATA style GmbH
                Büro Gaußig
                
0-8601 Gaußig Nr. 24